FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat sich am Donnerstag bis zum Mittag weiter freundlich gezeigt. Vor den erwarteten Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie in England und der Türkei notierte der deutsche Leitindex gegen Mittag um 0,36 Prozent höher bei 12 076,14 Punkten.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) blieb hingegen weiter auf negativem Terrain, er notierte zuletzt um moderat 0,12 Prozent tiefer bei 26 385,98 Zählern. Auch der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) notierte im Minus, er gab bis zum Mittag seine Gewinne vollständig ab und stand zuletzt mit 0,04 Prozent tiefer bei 2898,32 Punkten. Der Leittindex der Eurozone EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg um 0,23 Prozent auf 3334,40 Zähler.
Der Dax pendelt inzwischen seit gut einer Woche um die psychologisch wichtige Marke von 12 000 Zählern. Von der EZB-Leitzinsentscheidung selbst werden an diesem Tag kaum Impulse erwartet. Es ist davon auszugehen, dass die Notenbanker den Leitzins unverändert auf dem seit zwei Jahren geltenden Rekordtief von null Prozent halten werden. Die Frage ist, wie es mit dem milliardenschweren Anleihekaufprogramm weiter geht. Konsens herrscht, dass die EZB den Umfang ab Oktober auf 15 Milliarden Euro pro Monat reduzieren wird. Einige Beobachter halten sogar einen endgültigen Schlussstrich unter die Ankäufe zum Jahresende für möglich. Weitaus interessanter wird es, ob die türkische Notenbank angesichts der ausufernden Inflation das verloren gegangene Vertrauen in das Schwellenland wieder herzustellen vermag. Sollten die Währungshüter am Bosporus, deren Unabhängigkeit mit der Einflussnahme des türkischen Präsidenten bereits hinterfragt wird, ihren Zinssatz weniger deutlich anheben als erwartet, "könnte eine Fortsetzung des Lira-Verfalls auch zu erneuten Turbulenzen am Aktienmarkt führen", erklärte Jochen Stanzl von CMC Markets. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Morgen sich indes für eine Zinssenkung ausgesprochen, die Lira rutschte daraufhin ab.
Nach ihrem Kursrutsch am Vortag kletterten die Aktien des Halbleiterherstellers Infineon (4:IFXGn) gegen Mittag mit knapp 3 Prozent an die Dax-Spitze. Zur Wochenmitte hatten die Papiere unter einer vorsichtigen Studie der US-Bank Goldman Sachs (NYSE:GS) zum Speicherchipmarkt gelitten.
Auch Commerzbank (4:CBKG)-Aktien wetteiferten weiter um einen der vorderen Plätze im Index. Triebfeder war eine Kaufempfehlung der Schweizer Bank UBS (SIX:UBSG). Die Analysten sehen nach dem 40-prozentigen Kursrutsch vom Jahreshoch nun wieder ein attraktives Verhältnis von Chancen und Risiken.
Jüngste Hoffnungssignale im Handelsstreit zwischen USA und China - Washington hat Peking eine neue Gesprächsrunde angeboten - beflügelten europaweit die Autobauer. Die Branche ist von den Zollstreitigkeiten betroffen. Aktien der deutschen Hersteller VW (DE:VOWG), BMW (DE:BMWG) und Daimler (DE:DAIGn) verteuerten sich um bis zu rund 2 Prozent.
Anteile an Delivery Hero (4:DHER) fielen nach endgültigen Quartalszahlen zeitweise auf den tiefsten Stand seit rund drei Monaten, zuletzt standen die Papiere mit 7,10 Prozent im Minus bei 43,18 Euro am MDax-Ende. Der Essenslieferant hatte bereits im August seine Gewinnziele kassiert und stellt nun wegen Investitionen einen deutlich höheren operativen Verlust für 2018 in Aussicht als im vergangenen Jahr.
Der gescheiterte Schlichtungsversuch bei einem Zulieferer setzte unterdessen die Papiere von Deutz (4:DEZG) unter Druck. Die im SDax (SDAX) notierten Papiere verloren mehr als 3 Prozent. Ein Händler wies darauf hin, dass die aktuellen Jahresziele des Motorenbauers auf einer Beendigung des Streiks als Voraussetzung fußten.
Abseits der großen Indizes konnten Gerry-Weber-Anteile (112:GWIG) nach schwachen Neunmonatszahlen ihre anfänglich hohen Verluste auf zuletztrund 1 Prozent Minus eindämmen. Der kriselnde Modekonzern kündigte nun einen Umbau an, bei dem es keine "Tabus" geben werde.