FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein weltweit freundliches Börsenumfeld hat dem Dax (DAX) am Mittwoch den vierten Rekordstand in Folge beschert. Als hilfreich nach der gestrigen Feiertagspause erwies sich auch der weiter schwächelnde Euro (EU0009652759), der Exporte in Länder außerhalb des Währungsraums tendenziell verbilligt.
Der deutsche Leitindex baute seine Gewinne aus: Am Nachmittag stand er 1,86 Prozent höher bei 13 475,64 Punkten, womit er erstmals in seiner Geschichte die Marke von 13 400 Punkten knackte. "Kurzfristig ist mit einem Anstieg bis auf mindestens 13 500 Punkte zu rechnen" hatte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader bereits vor dem Handelsstart prophezeit. Er setzt auf eine weiter schwache europäische Gemeinschaftswährung. Zudem könnte nach den starken Quartalszahlen von Google (2:GOOG), Microsoft (2:MSFT) und Amazon (2:AMZN) am Donnerstag Apple (2:AAPL) überzeugen und der Wall Street wie auch dem Dax einen weiteren Schub geben.
Der MDax (MDAX), in dem die Aktien mittelgroßer deutscher Konzerne vertreten sind, zeigte sich am Mittwoch ebenfalls in Rekordlaune und gewann zuletzt 1,07 Prozent auf 26 935,52 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) legte um 1,36 Prozent auf 2579,57 Zähler zu und hielt sich damit weiter auf dem höchsten Niveau seit dem Jahr 2001. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 0,90 Prozent auf 3706,86 Punkte bergauf.
In den USA hatten am Dienstag vor allem Kursgewinne in der Technologiebranche für stabile Kurse gesorgt und die Indizes an der Nasdaq auf Rekordstände getrieben - zur Wochenmitte ging es weiter bergauf.
Spannend wird es für Investoren am Abend angesichts der im Zuge des Zinsentscheides der US-Notenbank Fed erwarteten geldpolitischen Aussagen. Dabei sind insbesondere Aussagen zur möglichen Anzahl von Zinserhöhungen im kommenden Jahr von Interesse, die den Kurs des US-Dollar zum Euro bewegen könnten.
Die Aktien der Deutschen Telekom (4:DTEGn) konnten von der guten Börsenstimmung nicht profitieren: Sie büßten 1,15 Prozent ein, nachdem das japanische Wirtschaftsblatt "Nikkei" berichtet hatte, dass der japanische Konzern Softbank (20:9984) nicht mehr länger an einer Fusion seiner Mobilfunktochter Sprint mit der rivalisierenden Telekom-Tochter T-Mobile US (2:TMUS) interessiert sei.
Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge wartet Softbank auf eine Reaktion der Telekom und hofft auf eine für die Japaner vorteilhaftere Eigentümerstruktur. Dieser Schuss könnte einem Händler zufolge aber nach hinten losgehen. Denn die Telekom und ihre Tochter seien in einer starken Verhandlungsposition, so dass sich eine Verzögerung für T-Mobile US sogar vorteilhaft auswirken könnte. Sprint stehe deutlich mehr unter Druck, einen Deal abzuschließen.
ProSiebenSat.1-Titel (0:PSMd) verloren am Dax-Ende 2,44 Prozent. Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel verwies als Belastung darauf, dass die britische Werbeholding WPP (3:WPP) erneut ihre Umsatzprognose für dieses Jahr reduziert hatte. Dies zeige, wie anhaltend schwierig der für den deutschen Fernsehkonzern sehr wichtige Werbemarkt sei. Das sei an sich zwar nicht neu und zum Teil sicherlich auch schon im Kurs berücksichtigt - nichtsdestotrotz löse die Nachricht nach der jüngsten Erholung Gewinnmitnahmen aus. Darüber hinaus legt ProSiebenSat.1 am 9. November seine Quartalszahlen vor. Vor diesem wichtigen Termin agierten die Anleger vorsichtig, fuhr Altmann fort.
Neben Unternehmensnachrichten bewegten auch Analystenkommentare. Bei Dax-Spitzenreiter Infineon (4:IFXGn) stand ein Plus von 4,25 Prozent auf 24,51 Euro zu Buche, nachdem die Schweizer Bank UBS (SIX:UBSG) das Kursziel für die Aktie auf 26 Euro angehoben und ihre Kaufempfehlung bestätigt hatte. Die Vorzugsaktien von Volkswagen (4:VOWG_p) (VW (DE:VOWG)) rückten nach einer Kurszielanhebung des Analysehauses Kepler Cheuvreux auf 190 Euro um 3,37 Prozent auf 161,15 Euro vor.
Im MDax gehörten die Anteilsscheine von Airbus (9:AIR) mit plus 3,11 Prozent zu den Favoriten. Sie profitierten - wie schon am Vortag im Pariser Handel - von positiv aufgenommenen Quartalszahlen des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns. Für die Titel des Chemikalienhändlers Brenntag (4:BNRGn) ging es um 3,32 Prozent hoch, nachdem das Bankhaus Metzler sie hochgestuft hatte und nun zum Kauf rät.
Beim TecDax-notierten 3D-Druck-Spezialisten SLM Solutions (4:AM3D) stand dagegen ein knappes Minus zu Buche. Hier sahen Börsianer schwache Quartalszahlen des US-Konkurrenten 3D Systems als Kursbremse. Dessen Aktien büßten über ein Viertel ihres Werts ein.
Abgeschlagenes Schlusslicht im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten deutschen Unternehmen war am Mittwoch Biotest (4:BIOG_p): Die Titel des Anbieters von Plasmaproteinen und biotherapeutischen Arzneimitteln brachen wegen möglicher Probleme bei der Übernahme durch den chinesischen Investor Creat Group um gut 11 Prozent ein.
Die Transaktion stehe vor einer tiefergehenden Prüfung durch das Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS), einem ressortübergreifenden Ausschuss der US-Regierung zur Kontrolle von Auslandsinvestitionen in den USA, berichtete Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise.
Der Euro sank auf 1,1611 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1638 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 0,19 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,02 Prozent auf 141,66 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,15 Prozent auf 162,48 Punkte.