FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach vier Handelstagen in Folge mit Gewinnen fehlt es dem Dax (DAX) am Dienstag an weiterem Auftrieb. Die Anleger warten auf geldpolitische Signale der Notenbanken. Der deutsche Leitindex verliert gegen Mittag 0,15 Prozent auf 12 207,66 Punkte. Für den MDax (MDAX) geht es um 0,74 Prozent abwärts auf 25 810,76 Punkte. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sinkt zugleich um 0,32 Prozent.
Vor allem die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag wirft bereits ihre Schatten voraus. Während der Ratssitzung im Juli hatte Präsident Mario Draghi die Erwartungen angefacht, dass es neue geldpolitische Lockerungen geben könnte. Inzwischen gehen Ökonomen davon aus, dass der Strafzins für Banken weiter erhöht wird. Eine Wiederaufnahme der Anleihekäufe indes gilt als unwahrscheinlich. Diese sind im EZB-Rat sehr umstritten. In den USA entscheidet die Fed in der nächsten Woche über ihre weitere Geldpolitik. Auch dort rechnen die Börsianer mit weiteren Zinssenkungen. Erst Ende Juli hatte die US-Notenbank ihren Leitzins erstmals seit gut zehn Jahren gesenkt.
Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets verweist für den Dax zudem auf die Charttechnik. Der Dax stoße sich aktuell am Widerstand bei 12 216 Punkten. "Erst wenn er darüber schließe, sei aus technischer Sicht ein Potenzial bis in die Region um 12 440 Zähler möglich".
Unter den Einzelwerten stechen als Dax-Schlusslicht die Papiere von Wirecard (4:WDIG) mit einem Verlust von etwas mehr als 4 Prozent heraus. Die US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) hat die Aktie des Bezahldienstleisters mit "Neutral" und einem Kursziel von 165 Euro in die Bewertung aufgenommen. Analyst Sandeep Deshpande attestiert dem Papier zwar, dass es "zweifelsfrei günstig" sei, es dürfte aber ein langjähriger Prozess werden, den deutlichen Abschlag im Vergleich zu den anderen Branchenwerten aufzuholen.
Mit Beginn der Automesse IAA in Frankfurt bleiben auch die Autoaktien im Blick. Die Branche zählt erneut zu den Favoriten der Anleger und setzt ihren Erholungskurs fort. Im Dax legen neben den Papieren des Zulieferers Continental (4:CONG) mit plus 2,1 Prozent auch die Hersteller Volkswagen (4:VOWG_p), Daimler (4:DAIGn) und BMW (4:BMWG) zwischen 0,7 und 1,1 Prozent zu. Die IAA gilt als wichtiges Ereignis, um sich ein Bild über die Stimmungslage in der Branche zu machen. Im Fokus steht dabei nach wie vor der Wandel hin zur Elektromobilität.
Die Anteile der Deutschen Bank (4:DBKGn) ziehen nach Aussagen des Finanzchefs in New York Aufmerksamkeit auf sich. Das angeschlagene Finanzinstitut rechnet wegen der fortgesetzt niedrigen Zinsen und der abflauenden Konjunktur in vielen Ländern mit Gegenwind für das angepeilte Ertragswachstum, wie James von Moltke während der Investorenkonferenz am Vortag sagte. Bis zum Jahr 2022 wird ein Ertrag zwischen 24 und 25 Milliarden Euro erwartet, womit die Bank nun etwas vorsichtiger ist als noch im Juli.
Dennoch legen die Aktien der Deutschen Bank im Zuge einer fortgesetzten Branchenerholung um 0,8 Prozent zu. Im MDax steigen die der Commerzbank (4:CBKG) um 1,6 Prozent. Die Anteile der Aareal Bank (4:ARLG) indes leiden mit minus 0,6 Prozent darunter, dass die Experten von Kepler Cheuvreux ihr Anlageurteil für den auf den Immobiliensektor ausgerichteten Kreditgeber senkten.
Um 0,7 Prozent nach oben geht es dagegen für die Aktien von Knorr-Bremse (4:KBX). Der Hersteller von Bremssystemen für Züge und Lkw hat einen Liefervertrag von Alstom (9:ALSO) für die neue TGV-Generation an Land gezogen.
Dass die Credit Suisse (SIX:CSGN) für die Aktien des Stahlhändlers Klöckner & Co (4:KCOGn) nach der jüngsten Kurserholung weiteres Aufwärtspotenzial sieht, beflügelt die Titel im SDax (SDAX) mit plus 1,4 Prozent. Die Branche befinde sich in den letzten Zügen eines Abwärtszyklus, schreibt Analyst Conor Rowley, der die KlöCo-Aktie mit "Outperform" in die Bewertung aufgenommen hat. Nun sei eine Erholung in Sicht und die Margen in Europa dürften wieder steigen.