FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem mit Spannung erwarteten G20-Gipfel an diesem Wochenende haben sich viele Anleger an die Seitenlinie zurückgezogen. Der Dax (DAX) sank am Freitag bis zum Mittag um 0,50 Prozent auf 11 241,39 Punkte. Zeitweise fiel er gar mit 12 211 Punkten auf den tiefsten Stand der Woche zurück.
Im Fokus der Anleger steht auf dem Gipfel die Begegnung zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jinping. "Der Showdown steht an, wobei bei Trump nach wie vor nicht klar ist, ob er tatsächlich einen Handelsdeal erreichen will", erklärte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Von einer Lösung bis hin zu einer weiteren Eskalation sei alles möglich. Mit Russlands Präsident Wladimir Putin ging Trump angesichts der verschärften Ukraine-Krise bereits auf Konfrontationskurs und sagte ein Treffen ab.
Der MDax (MDAX) als Index mittelgroßer Unternehmen verlor gar 1 Prozent auf 23 398,43 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) büßte derweil lediglich 0,2 Prozent ein.
Dreimal war der Dax im Wochenverlauf an der Schwelle von 11 400 Punkten gescheitert. Von am Kurschart orientierten Anlegern wird die Marke aufmerksam beäugt, könnte der Dax doch darüber seinen Abwärtstrend seit Ende September verlassen. "Damit tut er sich auffällig schwer", wie der technische Analyst Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel feststellt. Die Themen Handelskonflikt zwischen den USA und China, Haushaltsstreit in Italien, Brexit und nun auch die Ukraine sorgten für Verunsicherung.
Mit Blick auf Einzelwerte zeigten einmal mehr Analystenkommentare ihre Wirkung - wie beispielsweise eine Studie der Investmentbank HSBC zu Herstellern und Zulieferern der Autobranche. Darin nahm Analyst Horst Schneider eine vorsichtige Haltung zu Daimler (4:DAIGn) ein, was an der Börse mit einem Abschlag von 3 Prozent quittiert wurde. Bei den Stuttgartern trübten der Gegenwind aus China, Währungseffekte und hohe Kosten die mittelfristigen Aussichten. Auch für die Branche hält der Experte eine Aufwertung des Autosektors im Jahr 2019 für kaum vorstellbar. Der europäische Branchenindex (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) war entsprechend Schlusslicht der Sektorenübersicht.
Unter Druck blieben auch Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn), die mit 8,025 Euro ein neues Rekordtief erreichten. Beim Geldhaus gehen die Durchsuchungen wegen des Verdachts auf Geldwäsche weiter. Die tags zuvor begonnene Razzia sei am Freitag fortgesetzt worden, um weiteres Material zu sichten, erklärte die Staatsanwaltschaft.
Derweil erholten sich Bayer (4:BAYGN) um 1,5 Prozent an die Dax-Spitze. das angekündigte Maßnahmenbündel der Leverkusener stieß bei Analysten auf Zustimmung. Unter anderem soll mehr als jede zehnte Stelle weltweit gestrichen werden, wie bereits am Donnerstag bekannt geworden war.
Tele Columbus (4:TC1n) profitierten derweil mit dem höchsten Stand seit August von einer weniger skeptischen Einstufung der Commerzbank-Experten. Tags zuvor hatten die Aktien des Kabelnetzbetreibers nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen deutlich zugelegt.