FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger haben am Dienstag die zahlreichen Geschäftszahlen großer Konzerne überwiegend negativ aufgenommen. Am Tag vor dem mit Spannung erwarteten US-Zinsentscheid weitete der Dax (DAX) sein Minus nach zögerlichem Start bis zum Mittag auf 1,11 Prozent aus. Zuletzt stand der Leitindex nur noch bei 12 279,54 Punkten - einem Tief seit einer Woche.
"Mit konjunktursensiblen Titeln ist im Dax in diesen Tagen kein Blumentopf zu gewinnen", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Nun würden am Markt alle Augen auf den US-Zinsentscheid am Mittwoch, über Nacht erwartete Frühindikatoren aus China und die am Abend anstehenden Zahlen des US-Technologiegiganten Apple (2:AAPL) gerichtet. Die US-Börsen können sich dem am Dienstag nicht entziehen, auch der Dow Jones Industrial (Dow Jones) wird etwas schwächer erwartet. Den hiesigen Indexkollegen des Dax erging es es Dienstag kaum besser. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen deutschen Werte fiel um 0,97 Prozent auf 26 001,48 Punkte. Er konnte sich so nur knapp über der runden Marke von 26 000 Punkten behaupten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx (Euro Stoxx 50) sank um 0,75 Prozent auf 3497,01 Zähler.
Auf der Sonnenseite des Dax konnten sich zuletzt fast nur die Aktien von RWE (4:RWEG) mit einem Anstieg um 1,35 Prozent behaupten, nachdem der Energiekonzern eine erhöhte Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr bekanntgegeben hatte. Ansonsten gab es allerdings kaum noch Licht, aber viel Schatten bei den Dax-Zahlen.
Fresenius (4:FREG) tauchten nach festem Start mit 2 Prozent ins Minus ab, obwohl der Medizinkonzern die Umsatz- und Gewinnerwartungen im zweiten Quartal übertroffen und seine Ziele für das restliche Geschäftsjahr angehoben hatte. JPMorgan-Experte David Adlington verwies darauf, dass die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC (4:FMEG)) den operativen Gewinn belastet habe. Für deren Aktie ging es sogar um fast 5 Prozent bergab.
Bei der Lufthansa (4:LHAG) wurden die Anleger vom herrschenden Preiskrieg in Scharen in die Flucht getrieben, die Papiere sackten um rund 6 Prozent ab. Der Wettbewerb dämpft schon länger die Erwartungen in der Branche, die derzeit vor allem auf der Kurzstrecke mit Billigtickets um Fluggäste buhlt und mit hohen Treibstoffpreisen zu kämpfen hat.
Bayer (4:BAYGN) büßten außerdem 3,6 Prozent ein, waren so hinter der Lufthansa und FMC der drittgrößte Verlierer. Ein wegen schlechten Wetters schwieriges Geschäft mit Landwirten in den USA stimmte den Agrarchemie- und Pharmakonzern für das Gesamtjahr ein wenig vorsichtiger. "Das Erreichen der Jahresziele wird immer ambitionierter", schrieb Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. Parallel steigt in den USA die Zahl der Glyphosat-Klagen gegen den Chemie- und Pharmakonzern rasant weiter.
Im MDax stießen die Resultate des Essenslieferanten Delivery Hero (4:DHER) und des Chipentwicklers Dialog Semiconductor (4:DLGS) mit Anstiegen um mehr als 1 Prozent auf positive Resonanz. Beim Essenslieferanten lobten Händler in ersten Kommentaren ein starkes Auftragswachstum im zweiten Quartal. Der Chipentwickler stieß mit seinen Margenzielen auf positives Feedback.
Papiere von Grenke (4:GLJn) dagegen brachen im MDax um fast 15 Prozent ein. Der Leasinganbieter verschreckte seine Anleger mit einer Gewinnwarnung. "Die konjunkturelle Abschwächung hat erst begonnen und auf Grenke dürfte noch mehr zukommen, sollte Europa in eine Rezession fallen", warnte Analyst Christoph Blieffert von der Commerzbank (4:CBKG).