FRANKFURT (dpa-AFX) - Atemberaubende Kurssprünge an Japans Börse und kräftige Gewinne in China haben am Mittwoch auch den deutschen Aktienmarkt mitgerissen. Nachdem der Dax (DAX) im frühen Handel zeitweise um mehr als 2 Prozent hochgesprungen war, bröckelten die Gewinne allerdings etwas ab. Gegen Mittag gewann der Leitindex 1,80 Prozent auf 10 456,55 Punkte. Der MDax (MDAX) stieg um 1,68 Prozent auf 19 917,25 Punkte, und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) legte um 1,80 Prozent auf 1750,28 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sprang zugleich um 2,25 Prozent hoch.
Mit diesem Befreiungsschlag überwand der Dax nun seine jüngsten Kurshürden, sagte ein Börsianer. Die weitere Stabilisierung an den chinesischen Börsen und das Tagesplus von fast 8 Prozent an der Tokioter Börse wirkten wie eine Initialzündung für die Aktienmärkte insgesamt.
Dagegen hält Chartanalyst Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar die aktuellen Kurssprünge für nichts weiter als eine "fortgesetzte Bärenmarktrally". Die vergangenen Wochen waren vor allem wegen schwacher Konjunkturdaten aus China und extremer Börsenverluste an den dortigen Festlandbörsen auch hierzulande von heftigen Kursturbulenzen geprägt gewesen. In der Vorwoche etwa hatte der Dax daher 2,5 Prozent eingebüßt.
LUFTHANSA NACH PILOTENSTREIK EINZIGER DAX-VERLIERER
Unter den 30 Einzelwerten im Dax gaben nur die Papiere der Lufthansa (XETRA:LHAG) nach. Sie verloren 0,13 Prozent, nachdem das Arbeitsgericht in Frankfurt/Main am Vorabend in erster Instanz entschieden hatte, dass die Piloten weiter streiken dürften. Seit Mitternacht werden inzwischen Flüge auf den Kurz- und Mittelstrecken bestreikt. Am Dienstag hatten die Piloten ihre Arbeitsniederlegung in der nunmehr 13. Streikrunde seit April 2014 noch auf Fernflüge beschränkt. Sie kämpfen um Vorruhestandsregelungen und Betriebsrenten. Zudem geht es um die künftige Unternehmensstruktur.
Die Anteilsscheine von K+S (XETRA:SDFGn), die bereits am Dienstag kurz vor Börsenschluss um mehr als 7 Prozent hochgeschnellt waren, gewannen 1,36 Prozent. Der kanadische Bergbau- und Düngemittelkonzern Potash (NYSE:POT) will laut dem "Handelsblatt" den deutschen Konkurrenten im Zweifelsfall feindlich übernehmen. Einen entsprechenden Plan habe der Potash-Vorstand vor Brokern in Kanada ausgebreitet, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Finanzkreise in Montreal.
BMW UND HEIDELCEMENT PROFITIEREN VON EMPFEHLUNGEN
Studien hingegen trieben die Anteilsscheine von BMW und HeidelbergCement (XETRA:HEIG) dagegen um jeweils etwas mehr als 3 Prozent hoch. Die US-Investmentbank Morgan Stanley (NYSE:MS) empfiehlt die BMW-Aktie (XETRA:BMWG) aus Bewertungsgründen nun zum Kauf. Wegen der Sorgen über China sei die Aktie des Autobauers von ihrem März-Hoch um über 30 Prozent eingebrochen, schrieb Analyst Harald Hendrikse.
Für das Papier des Zementhersteller aus Heidelberg begeistert sich Analyst Eshan Toorabally von der US-Bank Goldman Sachs. Nach einem durchwachsenen ersten Halbjahr der europäischen Bau- und Zementindustrie ist er mit Blick auf eine europäische Konjunkturerholung optimistisch. Ähnlich positiv sollte sich auch der US-Markt entwickeln. Die Aktie von HeidelbergCement bietet ihm zufolge nach der jüngst im Branchenvergleich unterdurchschnittlichen Kursentwicklung nun eine attraktive Einstiegsgelegenheit.
OSRAM KOMMT BEIM KONZERNUMBAU VORAN
Im MDax gewannen die Aktien des Lichtspezialisten Osram (XETRA:OSRn) 4,66 Prozent. Das Unternehmen, das sich komplett neu ausrichten will, gab den Verkauf einer Beteiligung in China bekannt. Das Geschäft soll Anfang 2016 abgeschlossen sein. Osram erwartet aus dem Verkauf einen Gewinnbeitrag von etwa 300 Millionen Euro vor Steuern. Allerdings ist noch die Zustimmung der zuständigen chinesischen Regulierungsbehörde noch offen.
Eine Lizenz- und Kooperationsvereinbarung mit dem US-Pharmakonzern Pfizer (NYSE:PFE) (XETRA:PFE) brachte dem im TecDax notierten Biotech-Unternehmen Evotec (XETRA:EVTG) ein Kursplus von 3,83 Prozent. Der Anteilsschein von Morphosys (XETRA:MORG) legte um 1,51 Prozent zu, nachdem das Biotech-Unternehmen mit dem Aufbau eines eigenen Vertriebs den nächsten Schritt auf dem Weg zum waschechten Pharmakonzern geht.