FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag moderate Gewinne verbucht. Der Dax (DAX) stand am Nachmittag um 0,27 Prozent höher bei 12 603,20 Punkten. Damit sei die Antwort auf die geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed "eher lethargisch" ausgefallen, schrieb Jens Klatt von JFD Brokers. Von Nervosität der Anleger gebe es keine Spur. Viele Investoren schichteten aber um. Zinssensible Versorger- und Immobilienwerte kamen unter Druck - die Bankenaktien dagegen profitierten.
Der MDax (MDAX) in dem die Aktien mittelgroßer Konzerne vertreten sind, stieg zuletzt um 0,35 Prozent auf 25 551,32 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) konnte nicht mithalten, reduzierte aber seine Verluste auf zuletzt minus 0,08 Prozent bei 2389,29 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) kletterte um 0,47 Prozent auf 3541,99 Zähler.
FED SIGNALISIERT WEITERE ZINSANHEBUNG IN DIESEM JAHR
Die US-Notenbank Fed hatte am Vorabend erwartungsgemäß die Leitzinsen unverändert gelassen. Gleichzeitig signalisierten die Währungshüter, dass sie auf Kurs zu einer weiteren Leitzinsanhebung in diesem Jahr bleiben. Diese dürfte im Dezember kommen. Damit hatte an den Finanzmärkten zuletzt allerdings nur noch eine Minderheit der Teilnehmer gerechnet. Der US-Dollar hatte nach den Fed-Aussagen gegenüber dem Euro angezogen, zuletzt gewann die europäische Gemeinschaftswährung aber wieder an Boden. Viele Anleger seien auf dem falschen Fuß erwischt worden und mussten umdisponieren, sagte ein Händler.
Europaweit waren Papiere aus dem Bankensektor wegen der gestiegenen Zinserwartungen gefragt. Die Branche leidet wegen des aktuellen Niedrigzinsumfelds unter bröckelnden Zinserträgen.
Commerzbank (4:CBKG)-Papiere (4:CBKG) notierten knapp 3 Prozent höher an der Dax-Spitze, hier sorgten zudem wieder aufgeflammte Übernahmespekulationen für Fantasie. Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) verteuerten sich um rund zweieinhalb Prozent, sie profitierten auch von einer gestrichenen Verkaufsempfehlung der HSBC (3:HSBA)-Analysten.
ZINSAUSSICHTEN BELASTEN VERSORGER UND IMMOBILIEN
Am anderen Dax-Ende standen die Versorger-Aktien RWE (4:RWEG) und Eon (4:EONGn) mit Abschlägen von jeweils rund zweieinhalb Prozent. Unter die Räder kamen auch die Immobilienwerte, da ein steigendes Zinsniveau die Gewinne der Branche schmälern kann: Vonovia (4:VNAn)-Aktien im Dax und die im MDax notierten Anteile von Deutsche Wohnen (0:DWNId) büßten jeweils mehr als 1 Prozent ein.
Ein Bericht des "Manager Magazin" (Freitag) sorgte am Nachmittag für Spekulationen über einen - für die Anleger möglicherweise lukrativen - Rückzug von Metro (0:B4B) von der Börse. Die Papiere sprangen zeitweise um mehr als 5 Prozent an, zuletzt betrug das Plus noch rund zweieinhalb Prozent. Ein Unternehmenssprecher dementierte hingegen Pläne für ein sogenanntes Delisting.
GEWINNZIELE BEI TALANX UND HANNOVER RÜCK WACKELN
Aktien des Versicherers Talanx (4:TLXGn) und seiner Rückversicherungstochter Hannover Rück (4:HNRGn) zeigten sich zuletzt wenig bewegt - trotz wackelnder Gewinnziele wegen jüngster Katastrophenschäden. Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank schrieb, die Warnung der beiden Unternehmen habe nicht überrascht.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,22 Prozent am Vortag auf 0,25 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) fiel um 0,17 Prozent auf 141,04 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) fiel um 0,01 Prozent auf 160,96 Punkte. Der Euro erholte sich etwas von seinen kräftigen Verlusten des Vortages kostete zuletzt 1,1909 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag noch auf 1,2007 Dollar festgesetzt.