FRANKFURT (dpa-AFX) - Überraschend gute deutsche Wirtschaftsdaten haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag zuversichtlicher gestimmt. So hatten sich die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelten Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im Dezember überraschend weiter aufgehellt. Der Dax (DAX) stieg bis zum Nachmittag um 2,17 Prozent auf 10 852,47 Punkte. Zum Wochenstart war der Index noch auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren gefallen.
Der der mittelgroßen Konzerne MDax (MDAX) gewann am Dienstag 1,50 Prozent auf 22 402,77 Punkte. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg um rund 2 Prozent.
Allerdings bleibt der Brexit ein wichtiges Thema, da jederzeit wieder zur Belastung für die Märkte werden kann. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schloss am Dienstag Nachverhandlungen über die Vereinbarung mit Großbritannien noch einmal kategorisch aus: "Jeder muss wissen, dass der Austrittsvertrag nicht noch einmal aufgemacht wird", sagte Juncker. Er kündigte für den Abend ein Treffen mit der britischen Regierungschefin Theresa May an, die das für Dienstagabend geplante Parlamentsvotum über das Brexit-Abkommen abgesagt hatte, weil eine Ablehnung absehbar war.
Unter den Einzelwerten gehörten Linde (1:LIN)-Aktien (1:LIN) mit einem Plus von 3 Prozent zu den Top-Werten im Dax. Wie bereits am Vortag bekannt wurde, will Linde nach dem Zusammenschluss mit Praxair Aktien im Umfang von bis zu einer Milliarde US-Dollar zurückkaufen. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank sieht darin eine Unterstützung für die Aktie, gemeinsam mit einem voraussichtlich höheren Indexgewicht im Dax.
Aktien von Bayer (4:BAYGN) gewannen 3,7 Prozent. Laut Händlern liefern weiterhin Spekulationen über die Pläne des umtriebigen Hedgefonds Elliott Rückenwind. Der fordert laut jüngsten Medienberichten eine Zerschlagung des Agrarchemie- und Pharmakonzerns. Die Aktien der ehemaligen Bayer-Tochter Covestro (4:1COV) erholten sich nach einer Empfehlung der Bank Morgan Stanley (NYSE:MS) um mehr als 4 Prozent.
Nach einer Kaufempfehlung der Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) schnellten die Aktien von Nordex (4:NDXG) um gut 11 Prozent nach oben. Von einer "verlockenden Einstiegschance" schrieb Analyst Manuel Losa angesichts der vorausgegangenen hohen Kurverluste. Nordex könne wieder als Übernahmeobjekt interessant werden, denn im April 2019 laufe die Sperrfrist für einen Aktienverkauf seitens des Großinvestors Acciona aus, so Losa.
Nach einer Gewinnwarnung brachen dagegen die Papiere der Hornbach Holding (4:HBH) um rund 17 Prozent ein und fielen auf den tiefsten Stand seit acht Jahren.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,11 Prozent am Vortag auf 0,13 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) sank um 0,13 Prozent auf 141,58 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gab um 0,01 Prozent auf 163,16 Punkte minimal nach. Der Euro notierte zuletzt mit 1,1383 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1425 Dollar festgesetzt.