FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz des Wahlsiegs des Linksbündnisses Syriza in Griechenland hat der deutsche Aktienmarkt seine Rekordjagd am Montag fortgesetzt. Der Leitindex Dax stieg bis auf 10 764 Punkte, das Mittelstands-Barometer MDax erreichte ebenfalls ein neues Allzeithoch. Börsianer seien anhaltend euphorisiert von der billionenschweren Geldspritze, die die Europäische Zentralbank (EZB) den Börsen in der Vorwoche verabreicht habe, sagte Marktanalyst Andreas Paciorek vom Broker CMC Markets.
Am Nachmittag stand der Dax (DAX) noch mit 0,96 Prozent im Plus bei 10 751,75 Punkten. In der Vorwoche hatte das Barometer der 30 wichtigsten deutschen Aktienwerte bereits fast fünf Prozent zugelegt. Die DZ Bank erhöhte nun ihre Dax-Prognose auf 11 100 Punkte zum Jahresende.
Der MDax (MDAX) gewann zum Wochenauftakt 0,64 Prozent auf 18 773,57 Punkte. Der technologielastige TecDax (TecDAX) legte um 1,36 Prozent auf 1499,60 Punkte zu. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) verbesserte sich um ein halbes Prozent.
Investoren spekulierten auf den "guten Willen" der europäischen Politiker, die alles dafür geben dürften, die Eurokrise nicht wieder aufflammen zu lassen, sagte Paciorek. "Der Sieg der Syriza bedeutet nicht den Austritt Griechenlands aus der Eurozone", betonten auch die Analysten der VP Bank. Zum einen reiche das Ergebnis nicht für einen Alleingang der Partei unter Alexis Tsipras. Zum anderen wolle der Parteichef sein Land in der Eurozone halten - er habe seine Rhetorik schon abgemildert.
FINANZWERTE HINKEN HINTERHER
Die Aktie der Lufthansa (XETRA:LHAG) war mit plus 3,09 Prozent auf 15,36 Euro größter Gewinner im Dax. Das niedrige Niveau der Ölpreise hilft laut Händlern den Aktien der Fluggesellschaft und zog sie auf ein Sechsmonatshoch. Zudem will die British-Airways-Mutter IAG (SCM:IAG) für die geplante Übernahme der irischen Fluglinie Aer Lingus (ISE:AERL) tiefer in die Tasche greifen, was positiv auf die Bewertung in der Branche wirkt. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat ihr Kursziel für Lufthansa-Aktien am Morgen von 14,20 auf 15,00 Euro angehoben und die Commerzbank bekräftigte ihre Kaufempfehlung für die Papiere.
Finanzwerte waren dagegen am Dax-Ende die Partymuffel: Commerzbank-Aktien (XETRA:CBKG) rutschten als größter Verlierer um 1,09 Prozent auf 11,33 Euro ab, Munich Re (ETR:MUV2) verbilligten sich um ein Viertel Prozent. Dem Euroraum stünden schwierige Verhandlungen mit der neuen griechischen Regierung bevor, sagte Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt bei der DZ Bank. Die Forderungen von Syriza, ein Ende der Sparpolitik sowie ein weiterer Schuldenschnitt für Griechenland stellten einen schwierigen Ausgangspunkt für die Verhandlungen dar. Zudem belaste das niedrige Renditeniveau grundsätzlich das Geschäft der Banken, ergänzte ein Händler.
RHEINMETALL SEHR SCHWACH
Im MDax verloren Rheinmetall-Aktien (XETRA:RHMG) nach einem Pressebericht am Indexende 2,40 Prozent. Nach Informationen der "Bild am Sonntag" stoppt die Bundesregierung vorerst alle Waffenexporte nach Saudi-Arabien. Dieser Entschluss sei in der Sitzung des Bundessicherheitsrats am vergangenen Mittwoch gefallen. Ein Händler sieht den Exportstopp zwar als Belastung für die Aktien, wollte die Nachricht aber auch nicht überbewerten. Bisher beinhalte der Auftragsbestand in der Rüstungssparte von Rheinmetall keine Großaufträge aus Saudi-Arabien.
Im TecDax legten die Papiere der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech (ETR:BBZA) um weitere 4,34 Prozent auf 254,60 Euro zu. Auch sie markierten ein Rekordhoch. Die Papiere hatten davon profitiert, dass die Dividende für das Finanzjahr 2014 auf 11,60 Schweizer Franken steigen soll - ein Plus von 65 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem in den USA blickt der Biotechsektor auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück. Der Branchenindex gewann in New York mit plus 34 Prozent etwa doppelt soviel wie der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100. Die größten Beteiligungen von BB Biotech sind Celgene (NASDAQ:CELG) und Isis Pharma (NASDAQ:ISIS), die jeweils kräftig zulegten.