FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Dienstag weiter unter Druck geraten. Aktienhändler Mark Lee von der London Capital Group machte vor allem schwache Handelsdaten aus China dafür verantwortlich, dass der Dax (DAX) wieder unter 9700 Punkte zurückfiel. Auch wegen der am Donnerstag anstehenden Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) und der erwarteten Kursverluste an der Wall Street hielten sich die Anleger zurück. Starke Signale aus Deutschlands verarbeitendem Gewerbe änderten nichts an der negativen Grundstimmung.
Gegen Mittag notierte der deutsche Leitindex 1,41 Prozent tiefer bei 9641,08 Punkten. Zuletzt hatte er sich aber in drei starken Wochen in der Spitze auch um über 10 Prozent erholt.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte verlor am Dienstag 1,60 Prozent auf 19 367,46 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gab sogar um 2,53 Prozent auf 1598,33 Punkte nach - hier belastete zusätzlich der Kursrutsch beim Index-Schwergewicht und Smartphone-Zulieferer Dialog Semiconductor (DE:DLGS). Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 1,50 Prozent auf 2975,85 Punkte bergab.
DATEN NÄHREN SORGEN UM CHINAS WIRTSCHAFT
Die jüngsten Handelsdaten aus China schürten Sorgen um die globale Wirtschaftsentwicklung, schrieb Mike van Dulken, Analyst bei Accendo Markets. Im Februar brachen die Exporte der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft um rund ein Viertel ein und damit so stark wie zuletzt vor fast sieben Jahren. Experten hatten nach dem schwachen Januar zwar mit einem erneuten Minus gerechnet, aber nicht mit einem so deutlichen Rückgang. Zudem gingen die Importe im vergangenen Monat um weitere 14 Prozent zurück.
Während die chinesischen Börsen den erneuten Rückschlag vergleichsweise gut wegsteckten, litten die anderen asiatischen Aktienmärkte deutlich unter den schwachen Handelsdaten.
Derweil berichtete das verarbeitende Gewerbe Deutschlands einen überraschend starken Jahresstart: Die Produktion verzeichnete im Januar den höchsten Zuwachs seit September 2009.
Mit Blick auf die EZB-Sitzung merkte Christoph Brunss vom Fondsmanager Loys an, nach den jüngsten Ankündigungen müsse Präsident Mario Draghi nun auch liefern. Er rechne mit einer weiteren deutlichen Lockerung der Geldpolitik.
MERCK-ZAHLEN BESSER ALS ERWARTET - RWE BEHAUPTEN SICH GUT
Bei den deutschen Einzelwerten sorgte die Berichtssaison für Kursausschläge. Die Aktien des Pharma- und Chemiekonzerns Merck (NYSE:MRK) KGaA (XETRA:MRK) konnten sich etwas gegen den schwachen Markt stemmen und verloren lediglich 0,44 Prozent. Analyst Peter Spengler von der DZ Bank äußerte sich zufrieden: Die Ergebnisse des vierten Quartals hätten die Erwartungen getoppt, und auch der erste Ausblick auf das laufende Jahr sei positiv.
Die RWE-Titel (XETRA:RWEG) fanden keine klare Richtung - zuletzt entwickelten sie sich mit minus 1,51 Prozent marktkonform. Die Anleger nähmen die umfassenden Restrukturierungspläne für das britische Vertriebsgeschäft positiv auf, sagte Christian Riemann, Fondsmanager bei Veritas Investment - hier will RWE jede fünfte Stelle streichen. Die endgültigen Jahreszahlen überraschten Börsianer nicht.
Für die Autowerte ging es nach negativen Signalen vom chinesischen Automarkt deutlich bergab: Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) büßten ebenso wie die Papiere von Daimler (XETRA:DAIGn) und BMW (XETRA:BMWG) um über zwei Prozent ein.
SYMRISE UND DIALOG SEMICONDUCTOR ENTTÄUSCHEN
Die Aktien des Aromen- und Duftstoffherstellers Symrise (XETRA:SY1G) rutschten im MDax um 3,05 Prozent ab. Ein Börsianer sah sämtliche Kennziffern für das vergangene Jahr knapp unter den Erwartungen. Der Ausblick auf 2016 überzeuge ebenfalls nicht. Auch dass die Holzmindener die Dividende von 0,75 auf 0,80 Euro je Aktie erhöhten, half den Aktien nicht - Analysten hatten im Schnitt mit einer Anhebung der Ausschüttung auf 0,90 Euro gerechnet.
Beim Halbleiterkonzern Dialog Semiconductor (ETR:DLG) mussten die Anleger einen Kursrutsch von über 3 Prozent verkraften. Hier monierte ein Experte den schwachen Ausblick auf das laufende erste Quartal. Dazu seien die Zahlen für 2015 gemischt ausgefallen.