FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anlegern haben sich am Dienstag nach der Vortagsschwäche zögerlich auf das Börsenparkett gewagt. Angesichts der bleibenden Brexit-Unsicherheit startete der Dax (DAX) zwar schwach in den Handel, schaffte es dann aber knapp mit 0,16 Prozent auf 11 982,56 Punkte ins Plus. Er blieb damit auf Tuchfühlung zur 12 000-Punkte-Marke, die er jüngst für kurze Zeit zurückerobern konnte.
Der MDax (MDAX) dagegen verblieb bis zur Mittagszeit mit 0,20 Prozent auf 25 386,50 Zähler im Minus. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) wiederum schaffte wie der Dax den Dreh ins Plus. Zuletzt gewann der Leitindex der Eurozone gut 0,3 Prozent.
Während die derzeit herrschende Hoffnung auf eine baldige Lösung des US-chinesischen Handelsstreits den Markt derzeit nicht mehr groß stützen könne, hieß es am Markt, dass die anhaltende Unsicherheit im Brexit-Streit und die bald wieder beginnende nächste Runde der Quartalsberichte die Anleger derzeit noch etwas zurückhaltend stimmten.
Investmentanalyst Uwe Streich von der LBBW sprach in einem Kommentar zur Brexit-Frage von einer "Brextension". Einen Tag vor dem EU-Sondergipfel am Mittwoch will die britische Regierungschefin Theresa May mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron Lösungswege ausloten. Zur Wochenmitte will sie in Brüssel um eine Verlängerung der Austrittsfrist bitten.
Sonst hatte die Agenda an diesem Dienstag recht wenig zu bieten, bevor im späteren Wochenverlauf in den USA die nächste Runde der Unternehmensberichte eingeläutet wird. Nachrichtlich im Mittelpunkt stand am Morgen die Airbus (9:AIR)-Aktie mit einem 1,5-prozentigen Abschlag, weil die USA im Subventionsstreit mit Vergeltungszöllen drohen. Davon betroffen sollen unter anderem auch Lieferanten der Luftfahrtindustrie sein: Aktien des Turbinenherstellers MTU (4:MTXGn) büßten 2,4 Prozent ein.
Eine positive Branchenausnahme waren die Chipwerte, die Händlern zufolge von einer Steilvorlage aus Asien profitierten. In Taiwan hatte Globalwafers mit einer zuletzt starken Umsatzentwicklung überzeugt. Die gute Stimmung schwappte nach Europa herüber: Die Chiptitel von Infineon (4:IFXGn) kletterten im Dax um 1,3 Prozent und jene des Waferherstellers Siltronic (4:WAFGn) im MDax um 1,4 Prozent hoch.
Ansonsten war der Nachrichtenfluss auf Unternehmensseite eher studiengetrieben. SAP (4:SAPG)-Aktien litten im Dax mit rund 2 Prozent Minus unter gestrichenen Kaufempfehlungen gleich zweier Banken. Sowohl die britische HSBC als auch die schweizerische UBS (SIX:UBSG) gaben vor den bald erwarteten Zahlen zum ersten Quartal ihr bisheriges Votum mit "Buy" auf und begründeten dies nach einem guten Lauf mit nur noch begrenztem Aufwärtspotenzial.
Bei Cancom (4:COKG) war die Tendenz positiver, die Papiere zogen im SDax (SDAX) um 5 Prozent an. Der IT-Dienstleister wurde von der Privatbank Berenberg zum Kauf empfohlen - im Gegensatz zum abgestuften Branchenkollegen Bechtle (112:BC8G), dessen Papiere im MDax um 1,2 Prozent abrutschten. Analyst Gustav Froberg attestierte Bechtle eine stärkere Abhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen.
Auch bei Xing (4:OBCGn) und Leoni (4:LEOGn) sorgten Analysten für Gesprächsstoff, die beiden Aktien sackten am SDax-Ende um mehr als 3,5 Prozent ab. Für das Karrierenetzwerk zeigt sich die Deutsche Bank (4:DBKGn) weniger optimistisch, weil die Aktienbewertung den Wachstumspfad bereits abbilde. Der Autozulieferer wird von der Quirin Bank nicht mehr zum Kauf empfohlen.