FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Montag seiner jüngst starken Entwicklung sichtbar Tribut gezollt. Auch von der schwächer erwarteten Wall Street kam kein Rückenwind - entsprechend lag der deutsche Leitindex am Nachmittag 0,98 Prozent tiefer bei 9727,54 Punkten.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte verlor 0,75 Prozent auf 19 633,36 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) sank um 0,92 Prozent auf 1638,41 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel um 1,16 Prozent auf 3002,13 Punkte zurück.
'EZB KANN SICH NICHT LEISTEN, ANLEGER ERNEUT ZU ENTTÄUSCHEN'
Börsianer sprachen von einer Verschnaufpause, nachdem sich der Dax am Freitag den dritten Wochengewinn in Folge gesichert hatte. In der Spitze hatte der Index dabei um über 10 Prozent zugelegt. Der Bereich um 9900 Punkte sei allerdings "wie eine Mauer", an der es immer wieder Gewinnmitnahmen gegeben habe, schrieb Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar.
Dazu kam ein negativer Analystenkommentar: Die US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) empfahl aufgrund der zuletzt überdurchschnittlich guten Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten Anlegern eine Reduzierung ihres Aktienanteils.
Die Marktteilnehmer warten bereits gespannt auf den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Die Experten der Commerzbank erwarten eine Senkung des Einlagenzinses um 0,20 Prozentpunkte auf minus 0,5 Prozent. Die EZB könnte zudem einen gestaffelten Zins einführen und das Volumen der monatlichen Anleihenkäufe vorübergehend anheben. Die europäischen Notenbanker könnten es sich nicht leisten, die Märkte erneut zu enttäuschen, glauben die Experten des Analysehauses Capital Economics.
ÜBERNAHMEPLÄNE BELASTEN BASF - VW SACKEN AB
Bei BASF (ETR:BAS) sorgte eine mögliche Offerte für den US-Konkurrenten Dupont (NYSE:DD) (FSE:DU7) für marktkonforme Kursverluste von rund 1 Prozent. Am Wochenende war bekannt geworden, dass BASF einer Fusion der beiden US-Rivalen Dupont und Dow Chemical (NYSE:DOW) (XETRA:DCH1) möglicherweise nicht untätig zusehen und ein Übernahmeangebot für Dupont machen will.
Die Erfolgschancen von BASF schätzt Jeremy Redenius vom US-Analysehaus Bernstein Research aber als vergleichsweise gering ein. Ein Zusammenschluss von BASF und Dupont wäre aus seiner Sicht zwar strategisch sinnvoll und würde Kostensynergien bringen. Doch die Ludwigshafener kämen wohl zu spät, um ein attraktiveres Gegengebot auf die Beine zu stellen.
Die Vorzugsaktien des Autobauers Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) rutschten am Dax-Ende gar um 5,5 Prozent ab. Die Hoffnungen auf eine schnellere Bewältigung der Krise in den USA hätten durch ein Interview von VW-Markenchef Herbert Diess mit der "Wolfsburger Allgemeinen" einen Dämpfer erhalten, hieß es. Diess habe von Chancen auf eine Übereinkunft in den nächsten Monaten gesprochen. Am Aktienmarkt wurde eher auf eine schnellere Einigung gehofft. Belastend wirkt auch, dass die VW-Führung bereits Monate vor dem Bekanntwerden der Abgas-Affäre in den USA von den Software-Manipulationen gewusst haben soll.
COMMERZBANK RICHTUNGSLOS NACH GEKLÄRTER FÜHRUNGSFRAGE
Die Titel der Commerzbank (XETRA:CBKG) präsentierten sich nach der lange erwarteten Klärung der Führungsfrage richtungslos und zuletzt prozentual unverändert. Mit Martin Zielke wird der Vorstand für das Privatkundengeschäft Anfang Mai Nachfolger von Konzernchef Martin Blessing. Blessing hatte im Herbst überraschend angekündigt, seinen Ende Oktober 2016 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Seine Amtszeit ende "im gegenseitigen Einvernehmen" am 30. April, teilte die teilverstaatlichte Bank nun mit.