FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine unerwartet deutliche Gewinnwarnung von BASF (4:BASFN) hat am Dienstag Schockwellen über den gesamten Chemiesektor ausgesandt. Der entsprechende Branchenindex (Stoxx 600 Chemicals PR) im marktbreiten Börsenbarometer Stoxx Europe 600 knickte um mehr als 2 Prozent ein. Die schlechten Nachrichten aus Ludwigshafen ließen bei vielen Anlegern die Wachstumssorgen wieder hochkochen, so dass sie sich insgesamt von den als sehr konjunkturanfällig geltenden Chemiewerten trennten.
Beim Blick auf die Verluste einzelner Branchenwerte fiel auf, dass die Anteilsscheine des Spezialchemiekonzerns Covestro (4:1COV) mit einem Minus von mehr als 6 Prozent zuletzt sogar etwas stärker unter Druck gerieten als die Papiere von BASF. Die Anteilsscheine der Ludwigshafener fielen durch den Kursrutsch an diesem Dienstag auf das Niveau von Anfang Juni zurück. Anleger hatten zwar erwartet, dass BASF wegen der sich eintrübenden Weltkonjunktur und anhaltender Handelskonflikte pessimistischer für das laufende Geschäftsjahr wird. Dass der Konzern aber davon ausgeht, dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie vor Sondereinflüssen 2019 sogar um bis zu 30 Prozent unter Vorjahresniveau liegen dürfte, verärgerte sowohl Anleger als aus Analysten. Eigentlich war ein Anstieg zwischen einem und zehn Prozent erwartet worden. Das Urteil der Experten fiel denn auch mitunter recht harsch aus. So habe die Gewinnwarnung des Chemiekonzerns selbst die schlimmsten Befürchtungen übertroffen, schrieb Analyst Andrew Stott von der Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG). Nun sei von einer längeren Phase des Überangebots in wichtigen Bereichen des Unternehmens auszugehen. Positiv sei lediglich, dass das Effizienzprogramm nun einen Schub erhalte. Auch andere Analysten blicken skeptisch in die Zukunft. Es habe sich gezeigt, dass BASF von dem rückläufigen Automarkt tangiert werde, urteilte Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research. Die Autoindustrie ist einer der größten Endabnehmer für die von BASF hergestellten Produkte, leidet aktuell aber auch stark unter der sich abschwächenden Konjunktur und der Sorge vor einer Ausweitung des weltweiten Handelskonflikts. Zechmann rechnet damit auch für das zweite Halbjahr mit einer "schmerzhaften" Entwicklung.