(neu: Der erste Absatz wurde neu gefasst und die Schlusskurse eingefügt.)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein Übernahmekampf im deutschen Immobilienmarkt hat die Aktienkurse der beteiligten Unternehmen am Mittwoch kräftig durchgeschüttelt. Marktführer Vonovia (XETRA:VNAn) will den zweitgrößten Anbieter Deutsche Wohnen (ETR:DWNI) in einem Milliardendeal schlucken.
Für die Papiere der Deutschen Wohnen ging es daraufhin im MDax (MDAX) um 2,07 Prozent auf 24,70 Euro nach oben, während Vonovia als Schlusslicht im deutschen Leitindex Dax (DAX) um 5,18 Prozent auf 27,46 Euro einknickte. Am Markt wurde darauf verwiesen, dass der Konzern zur Finanzierung der Übernahme sein Kapital erhöhen müsste.
Vonovia bietet den Aktionären von Deutsche Wohnen je elf Anteile 83,14 Euro in bar sowie sieben eigene Aktien. Das wäre ein Aufschlag von 9,8 Prozent gerechnet vom 8. Oktober - das war der letzte Handelstag bevor erste Marktgerüchte über einen denkbaren Zusammenschluss aufkamen - ; zu Schlusskursen vom heutigen Mittwoch wären es noch mehr als 1 Prozent.
AKTIONÄRE VON DEUTSCHE WOHNEN MÜSSEN ENTSCHEIDEN
Nun sind die Aktionäre von Deutsche Wohnen am Zug. Sie müssen zunächst am 28. Oktober auf einer außerordentlichen Hauptversammlung entscheiden, ob sie ihrerseits den Konkurrenten LEG Immobilien (XETRA:LEGn) schlucken wollen. Nur wenn sie diesen geplanten Kauf abblasen, würde Vonovia mit seinem Angebot voranschreiten. Die LEG-Papiere büßten zur Wochenmitte mehr als 3 Prozent ein.
Thomas Neuhold, Analyst des Bankhauses Kepler Cheuvreux, hält es für sehr wahrscheinlich, dass sich die Deutsche-Wohnen-Aktionäre jetzt gegen die Offerte für LEG und für ein Gebot durch Vonovia entscheiden. Die Vermögenswerte von Vonovia seien größer und besser gestreut, so dass dessen Angebot unter strategischen Gesichtspunkten interessanter erscheine.
Doch egal zu welcher Übernahme es letztlich auch komme - die Branche bleibe sehr zerklüftet, sagte ein Börsianer. So liege der Anteil der börsennotierten Immobilienunternehmen am Mietwohnungsmarkt in Deutschland unter zehn Prozent, so dass kartellrechtliche Fragen bei dem Übernahmepoker in den Hintergrund rücken könnten. Hierzulande haben eher städtische Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften eine starke Stellung.