FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Sorge vor einem politischen Verbot von Mietsteigerungen in Berlin hat am Donnerstag bei Immobilienwerten für mächtigen Verkaufsdruck gesorgt. Vonovia (4:VNAn) rutschten am Dax-Ende um 4,7 Prozent ab, während Deutsche Wohnen (0:DWNId) als MDax-Schlusslicht sogar um 7,7 Prozent einbrachen.
Im SDax verloren ADO Properties und Adler Real Estate (DE:ADLG) als schwächste Werte jeweils mehr als 7 Prozent. In einem Marktumfeld, das vom Zinsentscheid der EZB geprägt war, scherte der europäische Immobiliensektor (STOXX Europe 600 RE Cap EUR Price) insgesamt klar negativ aus. Die Währungshüter taten dabei ihr übriges zu dem negativen Branchenschwung, indem sie nicht die von einigen Börsianern erhofften Signale für eine mögliche Lockerung sendeten. Für das kapitalintensive Geschäft von Immobilienwerten ist eine lockere Geldpolitik von Vorteil.
Diversen Presseberichten zufolge will die Berliner Landesregierung die Wohnungsmieten ab 2020 für fünf Jahre einfrieren. Ein entsprechendes Eckpunktepapier der Linken-Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher soll Mitte Juni im Berliner Senat beschlossen werden, hieß es.
Am Markt wurde das Vorhaben scharf kommentiert. "Mit freier Marktwirtschaft hat das nichts mehr zu tun", so ein Börsianer. Die Politik wolle wohl nicht verstehen, dass auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank mit ihren Niedrigzinsen die Mieten antreibe.
Untermauert wird diese Einschätzung von einer aktuellen Studie der KPMG-Wirtschaftsprüfer und der Immobilienakademie IREBS an der Universität Regensburg. "Aufgrund mangelnder Alternativen bei festverzinslichen Kapitalanlagen wird es somit bei dem erheblichen Liquiditätsüberhang im Immobilieninvestmentmarkt bleiben", stellte KPMG-Immobilienchef Hans Volckens darin fest. Preise und Mieten hätten in fast allen Nutzungsarten Höchststände erreicht.
Mit den Berlin-fokussierten Vonovia, Deutsche Wohnen und ADO konnten die Anleger in den vergangenen Jahren gut verdienen. So hatten sich Vonovia-Papiere seit ihrem Börsenstart 2013 fast verdreifacht und die 2015 an die Börse gekommenen ADO waren in der Spitze zweieinhalb Mal soviel wert wie zum Start gewesen. Bei Deutsche Wohnen waren seit Durchschreiten der Talsohle Mitte 2010 gar fast 600 Prozent Kursgewinn zu erzielen.