FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Übernahmekampf der Immobilienbranche verharren die Aktionäre in Wartestellung. Trotz eines Kaufangebots von Branchenprimus Vonovia (XETRA:VNAn) für die Deutsche Wohnen (ETR:DWNI) hielten sich die Kursausschläge am Mittwoch in Grenzen. Wetten auf einen Ausgang des Übernahmekampfes seien hoch spekulativ, sagte ein Börsianer. "Die Chancen für eine Übernahme von Deutsche Wohnen stehen fünfzig zu fünfzig."
Die Aktie von Deutsche Wohnen legte bis zum Mittag um lediglich 1,76 Prozent auf 24,625 Euro zu. Dies lässt den Schluss zu, dass Anleger Zweifel an der erfolgreichen Übernahmen des Unternehmens hegen. Denn das Angebot von Vonovia entspricht auf Basis der Schlusskurse vom 8. Oktober einem Wert von 25,86 Euro je Deutsche Wohnen-Aktie. Dies war der letzte Handelstag bevor erste Marktgerüchte über einen denkbaren Zusammenschluss aufkamen.
AKTIONÄRE VON DEUTSCHE WOHNEN MÜSSEN ENTSCHEIDEN
Vonovia bietet den Aktionären von Deutsche Wohnen je elf Anteile 83,14 Euro in bar sowie sieben eigene Aktien. Das wäre ein Aufschlag von 9,8 Prozent gerechnet vom 8. Oktober; zu Schlusskursen vom Dienstag wären es 7,4 Prozent.
Nun sind die Aktionäre von Deutsche Wohnen am Zug. Sie müssen zunächst am 28. Oktober auf einer außerordentlichen Hauptversammlung entscheiden, ob sie ihrerseits den Konkurrenten LEG Immobilien (XETRA:LEGn) schlucken wollen. Nur wenn sie diesen geplanten Kauf abblasen, würde Vonovia mit seinem Angebot voranschreiten.
UNSICHERER AUSGANG DER ABSTIMMUNG
Thomas Neuhold, Analyst des Bankhauses Kepler Cheuvreux, hält es für sehr wahrscheinlich, dass sich die Deutsche-Wohnen-Aktionäre jetzt gegen die Offerte für LEG und für ein Gebot durch Vonovia entscheiden. Die Vermögenswerte von Vonovia seien größer und besser gestreut, so dass dessen Angebot unter strategischen Gesichtspunkten interessanter erscheine.
Der Aktienmarkt lieferte am Morgen jedenfalls keine eindeutigen Signale. So fielen die Papiere von Vonovia am Dax-Ende um 4,28 Prozent auf 27,72 Euro. Am Markt wurde darauf verwiesen, dass der Konzern zur Finanzierung des Übernahmeangebotes sein Kapital erhöhen müsste. Die LEG-Papiere büßten am MDax-Ende rund dreieinhalb Prozent ein.
Doch egal zu welcher Übernahme es letztlich auch komme - die Branche bleibe sehr zerklüftet, sagte ein Börsianer. So liege der Anteil der börsennotierten Immobilienunternehmen am Mietwohnungsmarkt in Deutschland unter zehn Prozent, so dass kartellrechtliche Fragen bei dem Übernahmepoker in den Hintergrund rücken könnten. Hierzulande haben eher städtische Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsgenossenschaften eine starke Stellung.