WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse ist am Mittwoch mit deutlichen Kursverlusten aus dem Handel gegangen. Im Handelsverlauf rutschte der heimische Leitindex immer tiefer in die Verlustzone ab und stand zum Schluss 2,23 Prozent unter dem Vortagesschlusskurs bei 3329,69 Punkten. Auch der etwas breitere ATX Prime gab zur Wochenmitte um 2,14 Prozent auf 1.675,71 Einheiten nach.
Allgemein war die Marktstimmung in Europa am Mittwoch schwach. Weiterhin sorgt der Ukraine-Krieg für Unsicherheit an den Märkten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt Japan zu einem Handelsembargo gegen Russland aufgefordert. So soll der Sanktionsdruck wegen des Angriffskrieges auf sein Land erhöht werden, sagte Selenskyj in einer Video-Ansprache vor dem Parlament in Tokio.
Im Verlauf lastete einerseits die schwache Markteröffnung an der Wall Street zusätzlich auf der Stimmung. Andererseits brachte auch eine Ankündigung der russischen Regierung weitere Unsicherheit. Für Gaslieferungen aus Russland müssen viele Staaten künftig in Rubel bezahlen. Der russische Präsident Wladimir Putin wies am Mittwoch die Regierung an, keine Zahlungen in Dollar oder Euro mehr zu akzeptieren. Davon betroffen sind alle EU-Staaten, aber auch die USA, Kanada und Großbritannien.
Daneben bleibt auch die Inflationsentwicklung eines der wichtigsten Themen am Markt. Der Prognose der Ifo-Experten zufolge dürfte die Inflation in Deutschland heuer auf 5,1 bis 6,1 Prozent steigen und damit die höchste Rate seit 1982 erreichen. Weitere Konjunkturdaten vom Mittwoch zeigten zudem, dass sich die Konsumentenstimmung in der Eurozone deutlich eingetrübt hat. Das Barometer für das Konsumklima fiel im März um 9,9 Punkte auf minus 18,7 Zähler, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der EU-Kommission hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf minus 12,9 Zähler gerechnet.
Die Verliererliste im ATX Prime wurde von den Aktien des Verbundes angeführt, die 6,6 Prozent verloren. Auch die Papiere von Semperit (VIE:SMPV) gaben um deutliche 6,3 Prozent nach. Der Konzern legte seine Zahlen für 2021 vor und knackte dabei beim Umsatz die Milliardenschwelle. Angesichts des russischen Einmarschs in der Ukraine hält sich das Unternehmen aber mit einer Prognose für heuer zurück. Die genauen Auswirkungen seien derzeit noch nicht abschätzbar, der operative Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA) dürfte jedoch "wesentlich unter den durchschnittlichen Markterwartungen" von 100 bis 120 Millionen Euro liegen.
Die Anteile des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana schlossen um 1,7 Prozent schwächer. Das Unternehmen erwartet wegen des Ukraine-Kriegs und den Russland-Sanktionen einen Abschreibungsbedarf von 65 bis 85 Millionen Euro. Die Agrana hat mehrere Fruchtverarbeitungswerke in der Ukraine und in Russland.
Bei den Aktien der Voestalpine (VIE:VOES) stand zum Schluss ein kleines Plus von 0,2 Prozent. Am Vorabend wurde bekannt, dass der frühere langjährige voestalpine-Vorstandschef Wolfgang Eder mit 1. April Aufsichtsratschef des Unternehmens wird. Außerdem nimmt der Stahlkonzern einen "niedrigen dreistelligen Millionenbetrag" in die Hand, um den Bau neuer, deutlich CO2-ärmerer Hochöfen vorzubereiten.
Die Titel der OMV (DE:OMVV) schlossen praktisch unverändert bei 43,13 Euro. Die Experten von Deutsche Bank (DE:DBKGn) Research haben ihre Einstufung für die Aktien des Ölkonzerns von "Buy" auf "Hold" gesenkt und das Kursziel von 64,0 auf 44,8 Euro gekürzt.
Auch für die Anteilsscheine des Salzburger Kranherstellers Palfinger (VIE:PALF) lag ein Analystenkommentar vor. Die Analysten von Deutsche Bank Research kappen ihr Kursziel von 42,0 auf 38,0 Euro, die "Buy"-Empfehlung blieb jedoch aufrecht. Die Palfinger-Aktie verlor am Mittwoch zwei Prozent auf 24,50 Euro.
Klare Verluste gab es auch für die heimischen Bankaktien (NASDAQ:KBWB). Erste Group (VIE:ERST) gaben um 2,9 Prozent nach, Bawag (VIE:BAWG) verloren 3,8 Prozent und Raiffeisen Bank International (VIE:RBIV) (RBI) verbilligten sich um 2,7 Prozent.