Zum ersten Mal mache ich mir größere Sorgen um die Zukunft der EU und des Euros. Die Folge der Coronakrise wird sein, dass die Staatsschulden massiv ansteigen werden. Besonders von der Krise betroffen sind Länder, deren Schuldensituation bereits vor der Krise angespannt war. Die Bewältigung der Schuldenprobleme wird lang und schwer. Streit ist vorprogrammiert.
Es ist möglich, dass der Euro das nicht überlebt – wobei keineswegs klar ist, wie wahrscheinlich so ein Szenario ist. Würde Deutschland wieder zur D-Mark zurückkehren, könnte das ein Albtraum für das eigene Portfolio werden.
Der Grund dafür liegt in Wechselkursen. Auch wenn man Wechselkurse nur schwer vorhersagen kann, ist es relativ wahrscheinlich, dass eine neue D-Mark eine starke Währung wäre. Deutschlands niedrige Schulden und hohe Wirtschaftskraft dürften die Währung wertvoll machen.
Bei einer starken D-Mark wären Wertpapiere, die grundlegend in einer anderen Währung denominiert sind, für deutsche Anleger weniger wertvoll als zu Euro-Zeiten. Und das vielleicht deutlich. Wäre die D-Mark gegenüber dem US-Dollar so stark wie der Euro zu seinen besten Zeiten, wären amerikanische Aktien für deutsche Anleger im Vergleich zu heute circa 30 % weniger wert. Das ist ungefähr, was Schweizer Anlegern in den letzten eineinhalb Jahrzehnten mit ihren europäischen Aktien passiert ist, als der Schweizer Franken zu immer neuer Stärke eilte.
Wie das Schweizer Beispiel zeigt, ist das Problem auch, dass solche Währungstrends nicht immer nur temporärer Natur sind. Sie können teilweise eine halbe oder ganze Generation lang anhalten, wenn nicht sogar noch länger.
Sicher vor einer solchen währungsbedingten Entwicklung wäre man natürlich mit einem Portfolio, das nur aus deutschen Aktien besteht. Das ist aber aus Diversifizierungsaspekten nicht unbedingt empfehlenswert. Entscheidet man sich als Anleger für einen ETF auf den breiten internationalen Aktienindex MSCI World hat man fast ein volles Währungsrisiko, denn deutsche Aktien machen nur einen sehr kleinen Teil des Index aus.
Ich denke, dass es trotz des Risikos die bessere Wahl ist, sein Portfolio nicht extra auf die mögliche Wiedereinführung der D-Mark auszurichten. Es ist viel zu ungewiss, wie ein solches Szenario genau aussehen würde, die Feinjustierung wäre hochkomplex und man könnte an zu vielen Stellen Rendite liegen lassen. Man sollte sich vielleicht einfach mental darauf vorbereiten, dass die Zukunft viel bringen könnte, und dass dazu auch eine Wechselkursschwankung gehören kann, die einiges an Rendite kostet.
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