LONDON (dpa-AFX) - Die britische Investmentbank Barclays (LONDON:BARC) warnt vor zunehmenden Risiken für die Gewinne sowie die Kapitalausstattungen von Versicherern. Das Niedrigzinsumfeld sowie die Regulierung der Branche brächten vor allem für Lebensversicherer Herausforderungen mit sich, schrieb Analyst Andy Broadfield in einer Studie vom Dienstag. Dennoch habe sich die Branche in den vergangenen Jahren besser als der Eurostoxx entwickelt, der Leitindex der Eurozone. Vor diesem Hintergrund senkte er seine Einschätzung für die gesamte europäische Versicherungsbranche auf "Negativ".
Die Papiere der Allianz (XETRA:ALVG) sowie die Aktien von Talanx (XETRA:TLXGn) stufte Broadfield von "Equal Weight" auf "Underweight" ab. Entsprechend rechnet der Analyst damit, dass sich die Aktien in den kommenden zwölf Monaten im Vergleich zu den anderen Titeln in der Branche unterdurchschnittlich entwickeln werden.
Größere Kursrisiken sieht er allerdings nur bei Talanx, für die er ein unverändertes Ziel von 24,90 Euro errechnete. Im Vergleich zum aktuellen Kursniveau bedeutet das rund 11 Prozent Luft nach unten. Für die Anteilsscheine der Allianz reduzierte er das Ziel um 3 auf 148 Euro. Damit liegt er rund 3 Prozent unter dem aktuellen Kurs.
Bei dem Dax-Konzern (DAX) Allianz gebe es zwar keinen unmittelbaren Druck auf die Kapitalausstattung, doch seien die niedrigen Zinsen besonders schwierig für das Leben-Geschäft, schrieb der Analyst.
Mit Blick auf Talanx dürften die anstehenden vorläufigen Daten zur Kapitalausstattung nach den neuen "Solvency II"-Regeln den Druck im deutschen Leben-Geschäft verdeutlichen, fuhr Broadfield fort. Zudem habe das Industriegeschäft des Versicherers entgegen den Versprechungen bisher nicht geliefert, was in enttäuschenden Resultaten gemündet habe.
Jüngst hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Branche angesichts der andauernden Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) vor einem Langstreckenlauf gesehen.
Schon heute müssen Deutsche Lebensversicherer jährlich mehrere Milliarden Euro beiseite legen, um die hohen Zinsgarantien von bis zu 4 Prozent für alte Lebensversicherungsverträge abzudecken. Die sogenannte Zinszusatzreserve dürfte nach Einschätzung der Ratingagentur Assekurata in diesem Jahr von gut 20 auf fast 30 Milliarden Euro anschwellen. Dieses Geld fehlt für die Überschussbeteiligung der Kunden, die neuere Verträge mit einem niedrigeren Garantiezins haben.