FRANKFURT (dpa-AFX) - Die in den vergangenen zwei Jahren deutlich schwächere Entwicklung des MDax im Vergleich zum Dax dürfte sich nach Einschätzung der Experten der DekaBank in Zukunft drehen. Dafür sprächen die derzeit relativ günstige Bewertung des Mittelwerte-Index bei insgesamt stabilen Gewinnaussichten der mittelgroßen deutschen Unternehmen sowie die Aussicht auf wieder sinkende Leitzinsen, schrieben die Autoren der Bank in einer am Dienstag in Frankfurt veröffentlichten Studie.
Sie verwiesen auf die rasante Wertentwicklung des MDax in den vergangenen Jahrzehnten: Mit einem durchschnittlichen jährlichen Gesamtertrag von 9,6 Prozent seit 1988 habe das Börsenbarometer sehr viele globale Aktienmärkte hinter sich gelassen und den Dax um rund 1,5 Prozentpunkte pro Jahr geschlagen. Seit dem Ukraine-Krieg habe der MDax aber "Sand im Getriebe" und laufe der Performance der im Dax geführten Standardwerte und den globalen Aktienindizes hinterher.
Während der Dax sich vom "Ukraine-Schock" relativ rasch erholt habe und seit Monaten ein Rekordhoch nach dem anderen markiere, zeige der MDax keine Dynamik - im Gegenteil: Mit zuletzt rund 27 000 Punkten liegt der Index auf dem Niveau von Ende 2023 und rund ein Viertel unter dem Rekordhoch in Höhe von knapp 36 428 Zählern aus dem September 2021.
"Die rasante Kurserholung der großen Aktienindizes seit Ende Oktober vergangenen Jahres geht nahezu spurlos an den deutschen MidCap-Werten vorbei", heißt es in der Studie. "Dies ist erstaunlich", sagte Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank. Allerdings gebe es gute Gründe, warum sich diese unterdurchschnittliche Entwicklung ändern künftig könnte. Seiner Meinung nach sollte sich dies spätestens mit der ersten Zinssenkung durch die EZB im Sommer umkehren.
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die allgemeinen Faktoren, die in den vergangenen Monaten und Jahren die Entwicklung der Nebenwerte belasteten, sich mittlerweile spürbar beruhigt haben.
So habe sich unter anderem das wirtschaftliche Umfeld stabilisiert und die globale Volkswirtschaft expandiere mit soliden 3 Prozent jährlich. Zwar hänge Deutschland dem globalen Wachstum deutlich hinterher, aber auch hier scheine die Talsohle im Wachstum durchschritten zu sein. Insofern dürften sich die Aussichten der MDax-Unternehmen in der Breite stabilisieren und dann auch wieder stetig verbessern, glauben die Marktexperten. Diese Zuversicht spiegele sich auch in den Konsens-Gewinnschätzungen der Analysten wider, die bei den im MDax gelisteten Konzernen für dieses Jahr mit einem erheblichen Gewinnanstieg im Vergleich zum schwachen Vorjahr rechnen.
Die zu erwartende Lockerung der Geldpolitik in diesem Jahr dürfte den Nebenwerten im MDax stärker helfen als den Dax-Titeln. Da von kleineren und mittleren Unternehmen in der Regel hohe Gewinnzuwächse in der Zukunft erwartet würden, sei der Bewertungsabschlag infolge der gestiegenen Zinsen in den vergangenen Jahren besonders stark ausgefallen. So sind künftige Gewinne bei hohen Zinsen aufs aktuelle Niveau heruntergerechnet weniger wert.
"Zum anderen benötigen Small- und MidCaps verhältnismäßig mehr Kapital für ihr Wachstum als LargeCaps. Höhere Finanzierungskosten belasten diese Unternehmen somit stärker als Unternehmen mit einem weniger hohen Kapitalbedarf. Dieser Effekt dürfte sich mit dem erwarteten Zinsrückgang abschwächen.
Die Bewertungen der Unternehmen im MDax seien stark gefallen und liegen deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liege mit 15,6 zwar weiter über demjenigen der Dax-Unternehmen, aber weit unter dem Schnitt der vergangenen 15 Jahre. Beachtenswert sei vor allem, dass die Bewegung bei den Bewertungen von Dax und MDax in unterschiedliche Richtungen gegangen sei. "Während das Dax-KGV in den vergangenen zwölf Monaten von 11,4 auf aktuell 13,0 angestiegen ist, reduzierte sich die Bewertung im MDAX um 0,3 Punkte."
Diese relative Bewegung dürften sich umkehren und zugunsten des MDax auflösen. "Denn zum einen verbessern sich die Gewinnaussichten der Unternehmen und zum anderen sorgt eine weniger restriktive Geldpolitik für Spielraum bei den Bewertungen nach oben." Noch deutlicher sei der Bewertungsabschlag beim Blick auf den sogenannten Preis-Buchwert. Dieser liege derzeit bei 1,3 und damit deutlich unter dem 15-Jahresmittelwert von 1,65 und sei auch absolut betrachtet sehr günstig.
"Unterstellt man dagegen, dass es den Unternehmen gelingt, zumindest auf durchschnittliche Wachstums- und Rentabilitätszahlen zurückzukehren, sollten dies auch die Bewertungen tun", hieß es in der Studie. "Bei den aktuellen Buchwerten würde eine Rückkehr auf historische Durchschnittswerte einem Kursniveau von 33 000 Punkten entsprechen.
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