von Robert Zach
Investing.com - An der Börse geht derzeit die Angst vor einer Korrektur um. Grund dafür sind die extrem hohen Aktienbewertungen, die sich aus der Rallye aus dem Corona-Crash ergeben haben. Das beste Beispiel ist der Technologieindex Nasdaq 100, der seit Mitte März um mehr als 50 Prozent gestiegen ist und sich mittlerweile über 27 Prozent oberhalb seines 200-Tage-Durchschnitts befindet. Solche Extremwerte hatten in der Vergangenheit meistens zu kurzen, aber dafür heftigen Abwärtskorrekturen geführt. Manche sprechen bei diesen Indexständen sogar von einer Spekulationsblase und ziehen einen Vergleich zur Dotcom-Blase des Jahres 2000.
Die Londoner Investmentfirma Aquaa Partners Investment Research glaubt jedoch nicht, dass sich die Aktienmärkte in einer neuen Blase befinden. Vielmehr sei das Growth-Investing das neue Value-Investing.
"Growth Investing, d.h. Investments in Technologiefirmen, sind ungebunden; es handelt sich hierbei um keine Blase. Langfristig gesehen bieten Investitionen in Wachstumsunternehmen ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis, d.h. sie schaffen im Vergleich zu traditionellen Value-Aktien einen echten 'Wert'. Technologieaktien sind die neuen Value-Aktien", behauptet Paul Cuatrecasas, Gründer und CEO von Aquaa.
Und die Performance von Growth im Vergleich zu Value scheint ihm recht zu geben. So ist der Vanguard Growth Index Fund ETF Shares (NYSE:VUG) seit Mai 2013 um 195 Prozent gestiegen, während der iShares MSCI USA Value Factor ETF (NYSE:VLUE) im gleichen Zeitraum lediglich 46 Prozent an Wert hinzugewonnen hat. Auch in Zeiten der Corona-Krise performten Wachstumswerte wesentlich besser als werthaltige Anlagen. Während der VLUE in den letzten fünf Monaten noch immer ein Minus von 6 Prozent ausweist, kommt der VUG auf ein sattes Plus von 32,30 Prozent.
Das in London ansässige Unternehmen geht in ihrem Prognosemodell sogar davon aus, dass der technologielastige Nasdaq-100-Index im Jahr 2040 auf 90.948 Punkte und damit auf das Achtfache seines derzeitigen Niveaus klettern könnte.
Im Fokus stehen dabei vor allem Technologieunternehmen wie Airbnb, Intel (NASDAQ:INTC) oder Amazon (NASDAQ:AMZN) (NASDAQ:AMZN), die Technologie nutzen, um sich von anderen abzuheben, Produkte zu entwickeln, die die Menschen wirklich wollen, oder Wettbewerbsvorteile zu schaffen.
"Apple (NASDAQ:AAPL) ist ein hervorragendes Beispiel für den exponentiellen Wert, der sich aus dem Wachstum eines Unternehmens ergibt", sagte Cuatrecasas, der sogar so weit geht zu behaupten, dass der Technologiesektor nun als sicherer Hafen angesehen werden kann.
So hätten Technologieaktien (NYSE:XLK) nach dem Coronavirus-bedingten Börsencrash einen Maximalverlust von 21,2 Prozent erlitten, während Nicht-Technologieaktien in der Spitze um 36,4 Prozent eingebrochen waren.
"Seit Ende der 1990er Jahre hat sich der Technologiesektor von einem volatilen und risikoreicheren Sektor zu einem langfristig werthaltigen sicheren Hafen entwickelt", hieß es in dem Bericht mit dem Titel "The Death of Value Investing and the Dawn of a New Tech-Driven Investment Paradigm".
Denn laut Cuatrecasas "wird das grundlegende Chance-Risiko-Verhältnis im Finanzsektor nun konsequent aufgebrochen: Technologie bietet heute bessere Chancen und birgt geringere Risiken als traditionelle Aktien".
Gleichwohl rät der Experte auch zum Diversifizieren, schließlich schlummern da draußen auch erhebliche Makrorisiken, die außerhalb unserer Kontrolle liegen.
"Die langfristig beste Absicherung besteht nicht darin, als Teil der Diversifizierung lange in Aktien außerhalb des Technologiesektors zu investieren, sondern eher in inflationsgeschützte Vermögenswerte wie Immobilien, edle Weine, Briefmarken, Gold und Kryptowährungen sowie Bargeld und eine Allokation in eine richtig getimte, sehr sorgfältige Auswahl von Anleihen oder festverzinslichen Wertpapieren“, so Cuatrecasas.