PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Ein starker Euro hat am Dienstag Europas Festlandbörsen zugesetzt. Die Schwäche des US-Dollar habe die Gemeinschaftswährung befeuert und den Ölpreis gleich mit nach oben gezogen, kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Beides sind klare Signale, dass die Märkte ein baldiges Handeln der Europäischen Zentralbank erwarten."
Während sich der Londoner FTSE 100 mit minus 0,19 Prozent auf 7390,22 Zähler recht stabil hielt, büßte der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) 1,07 Prozent auf 3478,68 Punkte ein. Der französische CAC-40 (CAC 40) verlor 1,09 Prozent auf 5173,27 Punkte. Der Eurokurs stieg bis am Abend auf 1,1580 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Mai 2016. Eine starke Gemeinschaftswährung kann die Exporte europäischer Unternehmen verteuern.
Die vorerst gescheiterte Gesundheitsreform von Donald Trump setzte Börsianern zufolge dem Dollar zu. Der Greenback hatte seit November von Vorschlusslorbeeren profitiert und war im Zuge der zahlreichen, vollmundigen Versprechungen Trumps über Infrastrukturprogramme, Steuer- und Gesundheitsreform seit dessen Wahl zum US-Präsidenten deutlich gestiegen. Doch allmählich schwindet das Vertrauen.
Unter den Einzelwerten standen vor allem Unternehmen mit Quartalszahlen im Blick. So hatte der schweizerische Pharmakonzern Novartis (5:NOVN) im zweiten Jahresviertel seinen Nettogewinn deutlich gesteigert. Operativ litt das Unternehmen zwar weiter unter der Generikakonkurrenz seines Krebsmittels Glivec sowie unter Preisdruck, allerdings konnten neue Produkte diese Einbußen mehr und mehr ausgleichen. Als einziger Gewinner im SMI (SMI) legten die Aktien um 0,44 Prozent zu.
Die Anteile von Ericsson (12:ERICb) sackten in Schweden dagegen um fast 16 Prozent ab. Der kriselnde Netzwerkausrüster steckt weiterhin in Schwierigkeiten. Im zweiten Quartal war ein Verlust von einer Milliarde schwedischer Kronen (105 Mio Euro) angefallen.
Für die Anteilscheine des Düngerherstellers Yara (8:YAR) ging es nach Enttäuschungen über die vorgelegten Zahlen um mehr als 3 Prozent nach unten.
Aus Branchensicht zeigten sich neben Technologieaktien (minus 1,83 Prozent) auch die Bankenwerte (minus 1,61 Prozent) besonders schwach. Die Papiere der ING (7:INGA), der SocGen, der BNP Paribas (9:BNPP) und der Deutschen Bank (DE:DBKGn) litten mit Verlusten zwischen 1,4 Prozent und 2,5 Prozent unter dem enttäuschenden Geschäftsbericht der US-Bank Goldman Sachs (112:GS). Die Flaute an den Finanzmärkten hatte der US-Bank im zweiten Quartal zugesetzt. Die Einnahmen aus dem wichtigen Handel mit Anleihen, Rohstoffen und Devisen waren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 40 Prozent und damit stärker als von Analysten erwartet geschrumpft.