Berlin (Reuters) - Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben sich nach mehr als zweimonatigen Verhandlungen auf einen Tarifvertrag verständigt.
Nach der Vereinbarung sollen die Löhne ab Juli 2019 zunächst um 3,5 Prozent, ab Juli 2020 dann um weitere 2,6 Prozent steigen, teilten beide Seiten am Samstag mit. Für die Zeit von Oktober 2018 bis Juni 2019 erhalten die Beschäftigten eine Einmalzahlung in Höhe von 1000 Euro. Zudem sollen die Mitarbeiter erneut die Möglichkeit bekommen, statt der zweiten Stufe der Gehaltserhöhung mehr Urlaub oder eine Arbeitszeitverkürzung zu wählen. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 29 Monaten bis Ende Februar 2021. Mit der Einigung sind weitere Streiks der EVG wie am Montag, als Millionen von Berufspendlern und Fernreisende betroffen waren, abgewendet. Allerdings steht noch eine Einigung der Bahn mit der kleineren Lokführergewerkschaft GDL aus.
Die GDL hatte am Freitag die Verhandlungen erneut für gescheitert erklärt. Gewerkschaftschef Claus Weselsky begründete dies damit, dass die Bahn einen ausverhandelten Vertrag nicht unterschreiben wolle.
"Der Abschluss ist ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung für unsere Belegschaft und ein großer Schritt in eine noch modernere Tarif- und Arbeitswelt", erklärte DB-Personalvorstand Martin Seiler in Berlin. "Unser Warnstreik hat eindeutige Signale gesendet. Wir wollten mehr Geld und eine kürzere Laufzeit als die von der DB AG angebotenen 34 Monate", sagte die EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. "Das konnten wir dank der großartigen Beteiligung unserer Mitglieder am Arbeitskampf jetzt durchsetzen."
Die Bahn hatte zuletzt am Mittwoch ein neues Angebot vorgelegt, über das seitdem verhandelt wurde. Die EVG hatte ebenso wie die GDL ursprünglich 7,5 Prozent mehr Lohn gefordert. Zudem wollten die Arbeitnehmervertreter für die Beschäftigten Verbesserungen unter anderem bei Urlaubs- und Arbeitszeiten sowie der betrieblichen Altersvorsorge durchsetzen. Die Bahn strebt für beide Gewerkschaften vergleichbare Abschlüsse an. Beide Gewerkschaften zusammen verhandeln für rund 160.000 Beschäftigte.