Berlin (Reuters) - Der Versteigerung der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G im Frühjahr 2019 in Deutschland steht nichts mehr im Wege.
Am Montag stimmte der Beirat der Bundesnetzagentur dem finalen Entwurf zu. Kurz darauf eröffnete die Bonner Behörde das Zulassungsverfahren für die Netzbetreiber. "Durch die Vergabe der Frequenzen schaffen wir Planungs- und Investitionssicherheit und tragen zu einem schnellen und bedarfsgerechten Ausbau der Mobilfunknetze in Deutschland bei", erklärte Netzagenturpräsident Jochen Homann. Die Frequenzvergabe ist geknüpft an eine bessere Versorgung mit leistungsfähigem Breitband in der Fläche.
Jeder der Netzbetreiber, der sich um 5G-Spektrum bemüht, muss die Auflagen der Behörde erfüllen. Es wird erwartet, dass erneut Marktführer Deutsche Telekom (DE:DTEGn) wie auch die Nummer zwei und drei, Vodafone (LON:VOD) sowie Telefonica (MC:TEF) Deutschland, in den Ring steigen. Auch United Internet (DE:UTDI), das bisher kein eigenes Netz hat, hat Interesse signalisiert.
Trotz scharfer Kritik und zahlreicher Änderungsvorschläge seitens der Politik und Wirtschaft wurden die Mitte November veröffentlichten vorläufigen Vergabebedingungen nicht mehr geändert. Die Deutsche Telekom sprach von unverhältnismäßigen, kaum umsetzbaren Versorgungsauflagen. Zudem bemängelte der Branchenprimus, nationales Roaming dürfe nicht durch die Hintertür eingeführt werden. Dabei geht es darum, das Mobilfunkkunden das Netz eines Konkurrenten nutzen, wenn das Angebot ihres eigenen Betreibers zu schlecht ist. Dafür wurde keine Verpflichtung festgeschrieben, aber ein "Verhandlungsgebot". Zugleich sprach sich die Behörde selbst eine Schiedsrichterrolle zu, sollten die Gespräche zwischen den Betreibern ohne Ergebnis bleiben.
KEINE "WEISSEN FLECKEN" MEHR
Die Versteigerung der Frequenzen liefert zum einen den Startschuss für den Aufbau eines 5G-Netzes, das wiederum Voraussetzung für neue Schlüsseltechnologien wie das autonome Fahren oder die Vernetzung von Maschinen in der Industrie ist. Zum anderen sollen "weiße Flecken" - also Landstriche ohne Breitbandversorgung - mittels der Auflagen erstmals überhaupt ans World Wide Web angeschlossen, aber auch Autobahnen, Schienenwege und Wasserstraßen besser ausgestattet werden. Das dürfte die Netzbetreiber einiges kosten, weswegen auch die Mindestgebote für die Frequenzen gesenkt wurden. Es wird mit deutlich geringeren Einnahmen als bei der letzten großen UMTS-Auktion gerechnet, als umgerechnet 50 Milliarden Euro in die Staatskasse flossen.
"Auch wenn nicht alle Forderungen des Beirates umgesetzt wurden, ist der Plan sowohl von der Quantität als auch von der Qualität her ein wichtiger Sprung nach vorne", sagte der Bundestagsabgeordnete Joachim Pfeiffer, der dem Beirat der Bundesnetzagentur vorsteht. Kritik kam vom Präsidenten des Branchenverbandes Bitkom, Achim Berg: "Die Auflagen konterkarieren ihr Ziel, 5G möglichst schnell zu den Menschen und den Unternehmen zu bringen."