Washington, 26. Apr (Reuters) - Die von US-Präsident Joe Biden geplante faktische Verdoppelung der Kapitalertragsteuer wird einem hochrangigen Berater zufolge die reichsten 0,3 Prozent der US-Bevölkerung treffen. Sie sei begrenzt auf Bürger mit einem Jahreseinkommen von einer Million Dollar oder mehr, sagte am Montag der Leiter des Nationalen Wirtschaftsrates, Brian Deese. "Wir müssen etwas tun, um die Besteuerung von Arbeit und Vermögen in diesem Land anzugleichen." Biden soll die Steuer im Rahmen seines "American Families Plan" am Mittwoch bei einer mit Spannung erwarteten Rede vor dem Kongress vorstellen. Wegen der knappen Mehrheiten dort ist unklar, wie viel er von seinen Plänen umsetzen kann.
Deese bestätigte damit Insider- und Medienberichte vom Donnerstag über die geplante Steuererhöhung. Diese hatten an der Wall Street, aber auch an den europäischen Börsen zunächst zu Kursverlusten geführt. Demnach soll die neue Kapitalertragsteuer für die Reichsten sich mit knapp 40 Prozent faktisch verdoppeln. Zusammen mit einer bestehenden, weiteren Abgabe würde die entsprechende Steuerlast 43,4 Prozent erreichen. Dies wäre der höchste Stand seit den 1920er Jahren. Da in den USA der Bund und die Bundesstaaten getrennt ihre Steuern erheben, würde die Quote für Bürger etwa in Kalifornien oder dem Bundesstaat New York auf über 50 Prozent steigen.
Gegenwärtig zahlen US-Bürger höchstens 20 Prozent Kapitalertragsteuer, wenn sie Wertpapiere wie Aktien für eine Mindestzeit halten. Eine zusätzliche Steuer von 3,8 Prozent wird bei einem Jahreseinkommen von mehr als 200.000 Dollar erhoben und fließt zum Teil dem vom damaligen Präsidenten Barack Obama eingeführten Gesundheitsprogramm zu. Sie soll den früheren Angaben zufolge bleiben. Bidens neuer Plan dürfte demnach ein Gesamtvolumen von einer Billion Dollar haben. Er hat bereits ein Infrastrukturprogramm im Umfang von 2,3 Billionen Dollar vorgelegt, mit dem sich der Kongress gegenwärtig befasst.