STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - Anleihenmarktbericht der Börse Stuttgart
GRIECHENLAND: MÄRKTE BRECHEN EIN
Die Nachricht über vorgezogene Präsidentschaftswahlen in Griechenland löste ein wahres Börsenbeben in Athen aus. Der griechische Aktienmarkt verlor innerhalb von zwei Tagen 18 Prozent - der schwerste Kurssturz seit dem weltweiten Aktien-Crash von 1987. Entsprechend verteuerten sich die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen.
Hinter dem Crash steht die Furcht, die linke Oppositionspartei Syriza könnte das Ruder übernehmen. Eigentlich sollte im Februar in Griechenland ein neuer Präsident vom Parlament gewählt werden. Die Regierungskoalition besitzt allerdings keine Mehrheit, um ihren Kandidaten, den 73-jährigen ehemaligen EU-Umweltkommissar Stavros Dimas zu etablieren. Sie hat momentan 155 der 300 Sitze im Parlamentbei der Wahl sind 180 Stimmen (60 Prozent) erforderlich. Erreicht Dimas diese Mehrheit nicht, sieht die Verfassung vorgezogene Parlamentswahlen vor. Um diese politische Unsicherheit nicht noch wochenlang auszudehnen, hat der griechische Premierminister Antonios Samaras die Präsidentenwahl überraschend auf den 17. Dezember vorgezogen und den Parlamentariern den Ball zugespielt. Experten zufolge spekuliert er darauf, dass sich einzelne parteilose Abgeordnete hinter Dimas stellen könnten, weil diese fürchten müssen, bei einer Neuwahl ihren Sitz im Parlament zu verlieren. Gelingt das nicht, hätte Syriza bei der vorgezogenen Parlamentswahl beste Chancen auf einen Sieg und könnte gemeinsam mit kleineren Koalitionspartnern sogar an die Regierung kommen. Die Linkspopulisten führen bei Umfragen seit Monaten. Die Partei lehnt die Auflagen, die die Troika den Griechen im Gegenzug für ihre Hilfsprogramme macht, kategorisch ab. Man geht davon aus, dass die Partei im Falle eines Wahlsieges einen neuerlichen Schuldenschnitt fordern würde.
Für viele Investoren ist das ein Schreckensszenario, aufgrund dessen sie sich aus dem griechischen Finanzmarkt zurückziehen. Erinnerungen an die Hochzeit der Finanzkrise wurden wach und so gerieten griechische Staatsanleihen diese Woche extrem unter Druck. Die Rendite zehnjähriger Titel schnellte am Donnerstag auf 8,6 Prozent, die der dreijährigen griechischen Bonds auf 9,7 Prozent und liegt damit deutlich über der der langfristigen Bonds, was für Beobachter als ein klares Krisensignal gilt.
Auch bei Anleihen der Europeripherie herrschte Abgabebereitschaft.
Bundesanleihen hoch im KursAngesichts schwacher europäischer Aktienmärkte und der politischen Situation in Griechenland suchten Investoren diese Woche Sicherheit. Trotz der Kursgewinne zum Wochenbeginn waren deutsche Staatstitel extrem gesucht. 10-jährige Bunds rentierten am Freitagmorgen bei 0,65 Prozent. Auch der Euro Bund-Future ließ sich auf seinem Weg Richtung Norden nicht aufhalten und knackte am Mittwoch erstmals die Marke von 154 Zählern. Freitagmorgen notierte er bei 154,46 Prozent.