🧐 ProPicks KI Oktober-Update: Welche Aktien haben es geschafft?Jetzt reinschauen

Brückenbetreiber will 500 Mio Euro zahlen - Keine Entschuldigung

Veröffentlicht am 20.08.2018, 07:57
© Reuters. Autostrade per l'Italia CEO Castellucci attends news conference in Genoa
ALVG
-

Genua/Mailand (Reuters) - Vier Tage nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua stellt der Betreiber eine halbe Milliarde Euro zur Entschädigung Hinterbliebener und zum Wiederaufbau bereit.

Allerdings lehnte der Chef des privaten Autobahn-Unternehmens Autostrade per l'Italia, Giovanni Castellucci, am Samstag eine Entschuldigung ab, um keine formelle Verantwortung für die Katastrophe mit 43 Toten zu übernehmen. Die italienische Regierung kündigte als Konsequenz aus dem Brückeneinsturz ein umfassendes Infrastrukturprogramm an, bei dessen Verwirklichung keine Rücksicht auf die europäischen Defizit-Regeln genommen werden soll. Unterdessen stellten die Behörden in Genua nach dem Fund der Leichen der letzten drei Vermissten die Suche nach weiteren Opfern in den Trümmern der Brücke ein.

"Entschuldigungen und Verantwortlichkeiten sind Dinge, die miteinander in Zusammenhang stehen", sagte Castellucci wenige Stunden nach der offiziellen Trauerfeier am Samstag in Genua. "Man entschuldigt sich, wenn man verantwortlich ist." Er wolle das offizielle Untersuchungsergebnis über die Ursachen für den Einbruch der Autobahnbrücke abwarten. Den Angehörigen der Opfer sprach der Chef der Tochter des Infrastruktur-Konzerns Atlantia sein Mitgefühl aus.

Castellucci beteuerte erneut, die Brücke habe sich in einem guten Zustand befunden. Der Bau einer neuen Brücke werde acht Monate dauern. Das Viadukt über Wohngebiete in Genua war während eines Unwetters mit schweren Regenfällen kollabiert. Ein 200 Meter langer Abschnitt der Morandi-Brücke stürzte 50 Meter in die Tiefe.

Die Regierung in Rom wirft Autostrade vor, nicht für die Sicherheit der Brückenstruktur gesorgt zu haben. Die Zuständigkeit für fast 3000 Autobahnkilometer will die Regierung nun dem Unternehmen entziehen. Allerdings steht auch das Transportministerium in der Kritik, denn es muss die Sicherheit der von privaten Unternehmen betriebenen Autobahnen kontrollieren. In Deutschland kündigte Verkehrsminister Andreas Scheuer an, die Kontrollen der Brücken zu verbessern.

SCHADENSERSATZFRAGE KÖNNTE AUCH ALLIANZ BETREFFEN

© Reuters. Autostrade per l'Italia CEO Castellucci attends news conference in Genoa

Von der Schadensersatzfrage könnte auch ein Konsortium um die Swiss Re, an dem mit kleinen Anteilen auch die Allianz (DE:ALVG) und Talanx beteiligt sind, betroffen sein. Die Allianz ist zudem an Autostrade beteiligt. Im vergangenen Jahr kaufte ein Konsortium unter der Führung der Infrastruktur-Tochter Allianz Capital Partners (ACP) einen Anteil von fünf Prozent an Autostrade. Die Allianz hatte sich dafür mit zwei Partnern verbündet: dem französischen Versorger EdF und dem niederländischen DIF Infrastructure Fonds.

Die rechtspopulistische Regierung in Rom reagierte auf das Desaster mit der Ankündigung eines umfassenden Programms zur Sanierung der Infrastrukur. Es werde enorme Investitionen in Straßen, Brücken und öffentlichen Gebäuden wie Schulen geben, kündigte der Staatssekretär im Büro des Ministerpräsidenten, Giancarlo Giorgetti, in der Zeitung "Il Messaggero" an. "Die europäischen Defizit-Regeln existieren nicht", sagte der Politiker der nationalistischen Lega mit Blick auf die zu erwartenden Kosten. Nach dem europäischen Stabilitätsregeln darf die Neuverschuldung eines EU-Staates drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht überschreiten.

In Genua wurden in der Nacht zum Sonntag die Leichen der letzten drei Vermissten in einem unter Trümmern begrabenen Auto gefunden worden. Damit stieg die Zahl der Toten auf 43 an. Die Behörden erklärten das Ende Bergungsarbeiten. Der Leiter der Feuerwehr, Stefano Zanut, sagte dem Sender TG24 dagegen, es werde weiter nach Opfern unter den tonnenschweren Betonbrocken gesucht, auch wenn alle als vermisst gemeldeten Menschen gefunden worden seien. "Unsere Arbeit wird fortgesetzt, bis wir Gewissheit haben, dass niemand mehr unter den Trümmern liegt."

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.