Investing.com - An den Aktienmärkten herrscht Panik. Das weltweit grassierende Coronavirus schürt die Sorge vor einer globalen Rezession und lässt die Aktienkurse weltweit einbrechen. Crash-Propheten wie die Bestsellerautoren Friedrich & Weik haben Hochkonjunktur, obwohl ihr Sachwertfonds, der eigentlich Ihr Kapital in Krisenzeiten schützen sollte, um knapp 20 Prozent seit Ende Februar abgestürzt ist.
Dies zeigt einmal mehr, dass man sich bei der Geldanlage besser auf echte und erfolgreiche Investoren wie Warren Buffett verlassen sollte, der einst schrieb, dass man gierig sein soll, wenn andere Angst haben.
Buffett hat schon mehrmals betont, dass es ihm im Gegensatz zu den meisten Menschen nichts ausmacht, wenn die Aktienkurse fallen. Er zieht es vor, weniger und nicht mehr zu zahlen, wenn er für das Portfolio von Berkshire auf Shoppingtour geht.
Angesichts der Corona-Krise hat der US-Starinvestor nun ausreichend Möglichkeiten, um Aktien günstig einzusammeln.
Am 24. Februar war Buffett bei CNBC. Die Futures signalisierten damals einen Abschlag von 3 Prozent. Auslöser dafür war die Furcht der Anleger vor Covid-19 und dessen Auswirkung auf die US-Wirtschaft.
Buffett wörtlich: "Ich weiß nicht, wie viele Kurseinbrüche von 3 Prozent ich in meinem Lebens bereits erlebt hatte, aber es waren einige, und ich kann mich an keinen erinnern, den man nicht hätte kaufen sollen… wenn Sie gerne an amerikanischen Unternehmen beteiligt sein wollen, bekommen Sie damit die Chance, diese 3% billiger zu erwerben".
An diesem Tag schloss der Dow 3,6 Prozent tiefer bei 27.960,80 Punkten.
Seit dem CNBC-Interview von Buffett von vor vier Wochen hat der US-Leitindex knapp 34 Prozent an Wert verloren. Am Freitag schloss er auf 19.173 Punkten.
Das Aktienportfolio von Berkshire (NYSE:BRKa) weist ähnlich hohe Verluste auf. Der Marktwert der 10 größten Beteiligungen ist von rund 203 Milliarden Dollar auf 133 Milliarden Dollar zusammengeschmolzen. Damit steht ein Papierverlust von 70 Milliarden Dollar oder 34,7 Prozent zu Buche.
Die vier wichtigsten Aktienpakete - Apple (NASDAQ:AAPL), Bank of America (NYSE:BAC), Coca-Cola (NYSE:KO) und American Express (NYSE:AXP) - sind ebenfalls stark im Preis gefallen. Vor allem Finanzwerte (NYSE:XLF) hat es zerbröselt.
Die Zahlen unterstellen, dass Berkshire die Höhe seiner Beteiligungen seit dem Ende Dezember bei der SEC eingereichten Portfolio-Snapshot nicht verändert hat. Und es ist unwahrscheinlich, dass Berkshire bei fallenden Kursen Veräußerungen getätigt hat, da Buffett davon ausgeht, dass sich Amerika auf lange Sicht immer wieder erholt.
Aber hat Berkshire bereits gekauft?
Buffett hat in dem CNBC-Interview noch kein Signal wie während der Finanzkrise 2008 geben. Damals schrieb er: "Wenn Sie auf die Rotkehlchen warten, ist der Frühling vorbei".
Er prognostizierte neue Rekordgewinne bei "vielen intakten Unternehmen im Land" auf Sicht von fünf, zehn und 20 Jahren - und er sollte Recht behalten. Was folgte, war der längste Bullenmarkt in der Geschichte, der so manche Bären-Gemüter zur Weißglut brachte. Sein öffentliches Votum damals für US-amerikanische Aktien hatte teils auch zur Beruhigung der panikartigen Verkäufe beigetragen - etwas, worauf die Anleger wohl auch auf heute warten.
Mit jedem Kursrutsch an der Wall Street dürfte auch die Wahrscheinlichkeit zunehmen, dass Buffett und seine Investmentgesellschaft lukrative Schnäppchen finden werden, die im Kurs drastisch eingebrochen sind. Berkshire Hathaway sitzt derzeit auf einem Cash-Berg im Rekordwert von 128 Milliarden Dollar - eine Menge Geld, das nur darauf wartet, von der Investorenlegende eingesetzt zu werden.
Die signifikanten Überbewertung des US-amerikanischen Aktienmarkts, gemessen an der Marktkapitalisierung in Prozent der Wirtschaftsleistung, auch "Buffett-Indikator" genannt, ist dank des Corona-Crashs wieder auf 106,20 Prozent zusammengeschmolzen, nach mehr als 151 Prozent Ende Dezember. Freilich bedeutet dies nicht, dass die Ratio und damit auch die US-Aktien nicht noch tiefer gehen können, schließlich stand der Indikator nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Tief bei 73,8 Prozent und nach der großen Finanzkrise bei 57,0 Prozent. Gleichzeitig sollten Anleger aber auch nicht die Wucht der auf den Weg gebrachten Lockerungen der Zentralbanken und Regierungen außer Acht lassen, die früher oder später, ihre Wirkung entfalten werden, sobald die Neuinfektionsrate der Krankheit weltweit zurückgeht.
Achten Sie daher darauf, wenn Warren Buffett das Wort ergreift und den Kauf von Aktien empfiehlt. Was Sie dann tun müssen, sind rationale, langfristig orientierte Entscheidungen zu treffen.
Lassen Sie sich in diesen unsicheren Zeiten nicht von Crash-Propheten zusätzlich verunsichern und vor allem, bleiben Sie gesund.
Robert Zach