Mit einem fein kalibrierten ETF-Portfolio krisensicher bis zur Luxusrente: Das ist der Traum vieler ETF-Investoren.
Unrealistisch ist dieser Traum nicht. Viele ETFs haben in den letzten Jahren Traumrenditen geliefert.
Doch mitunter kann es heiß hergehen, wie der März-Crash eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Insbesondere Aktien-ETFs kamen ordentlich unter die Räder. Aber es gab auch genug ETFs, die erst im Crash richtig in Fahrt kamen. Was lernen wir daraus? Die Mischung macht’s!
Perfekt aufgestellt mit der richtigen Balance Die richtige Balance zu finden ist nicht einfach. Wer mehr Sicherheit in sein Portfolio bringt, mag besser schlafen. Doch das hat oft negative Konsequenzen für die Rendite. Ganz ohne Netz und doppelten Boden zu investieren ist allerdings auch nicht jedermanns Sache.
Risiko und Sicherheit sind das Yin und Yang eines ETF-Portfolios. Wer optimal ausbalanciert investieren möchte, geht weder stur in die eine noch in die andere Richtung, sondern wählt den Mittelweg.
Wer dieser Logik etwas abgewinnen kann, weiß genau: Mit nur einem einzigen ETF, der konstant bespart oder einmalig gekauft wird, kann das nur schwer gelingen.
Versicherung Nr. 1: Anleihen Mit einem ETF, der den MSCI World Index abbildet, ist man global diversifiziert. Aber eben nur im Aktienmarkt.
Hier war man in der Vergangenheit in regelmäßigen Abständen mit Phasen konfrontiert, in denen die Kurse innerhalb kürzester Zeit spürbar in den Keller gingen. Eigentlich lieben wir Preisrückgänge! Im Supermarkt, an der Tankstelle und erst recht auf dem Wohnungsmarkt. Doch am Aktienmarkt sehen wir so etwas gar nicht gerne.
Wer einen Notenbankchef zu Tode erschrecken möchte, muss nur ein Zauberwort kennen: Deflation. In einem deflationären Umfeld kommt es zur Absatzkrise. Es wird wesentlich mehr hergestellt als nachgefragt. In solchen Phasen wird man mit Aktien für gewöhnlich keinen Blumentopf gewinnen. Wenn Umsatz und Marge schrumpfen, werden die Aktienkurse zwangsläufig folgen.
In der Vergangenheit waren erstklassige Staatsanleihen (Stichwort: AAA) oft eine gute Absicherung gegen die Geißel der Deflation. Während der oft mickrige Anleihenzins in normalen Zeiten keinen Hund hinterm Ofen hervorlockt, schätzen Investoren erstklassige Staatsanleihen bei stürmischer See als sicheren Hafen.
Dass Anleihenkurse steigen, während Aktienkurse fallen, ist ein Phänomen, das manche als Naturgesetz bezeichnen. So weit würde ich nicht gehen. Trotzdem gehört ein ETF mit erstklassigen Staatsanleihen aus meiner Sicht in jedes halbwegs perfekte ETF-Portfolio. Mehr als 10 % würde ich hierfür allerdings nicht reservieren.
Versicherung Nr. 2: Immobilien Wenn du eine Deflation für gefährlich hältst, wird dich die Option einer grassieren Inflation sicher auch nicht gut schlafen lassen. Ein perfektes ETF-Portfolio sollte sich in meinen Augen ebenfalls gegen eine starke Inflation zur Wehr setzen können.
Klar: Eine leichte Inflationsrate kann ein breit gestreuter Aktien-ETF locker wegstecken. Die Unternehmen erhöhen im Takt mit der Inflationsrate ihre Preise und inflationieren somit auch ihre Bilanzen.
Doch zur Abwehr einer starken Inflation bis hin zu einer Hyperinflation (so wie sie 1923 über Deutschland hereinbrach) braucht man schon härtere Geschütze. Immobilien haben sich in der Vergangenheit als ein brauchbares Bollwerk gegen die Gefahren steigender Inflationsraten erwiesen.
Ein perfektes ETF-Portfolio hat daher aus meiner Sicht immer eine Prise Immobilien mit an Bord. Zwischen 10 und 20 % des Portfolios würde ich für Immobilien-ETFs (Stichwort: REITs) reservieren.
Ein stabiler Renditekern Genug der Absicherung! Zu einem perfekten ETF-Portfolio gehört natürlich auch eine großzügige Aktienposition. Ohne die kann man sich das Portfolio aus meiner Sicht sparen. Hier wird die Rendite verdient, die eine Absicherung überhaupt erst notwendig macht. Daher würde ich gute 70 % des Portfolios für Aktien-ETFs freihalten.
Es wäre allerdings kein perfektes ETF-Portfolio, wenn es bei der Aktienposition zu regional oder zu branchenspezifisch zugehen würde. Es darf ruhig global und breit gestreut investiert werden.
Besser als der MSCI World Index kann man es eigentlich kaum machen. Doch ein rundum perfektes Paket muss sich in meinen Augen auf Dividendenaristokraten spezialisieren.
Das sind Unternehmen, die seit Jahrzehnten kontinuierlich Dividenden ausschütten. Stoische Zahler, auf die man sich verlassen kann. Der S&P Global Dividend Aristocrats Index vereint eine ganze Menge dieser stoischen Zahler. Einen Aktien-ETF, der diesen Index abbildet, würde ich als nahezu perfekten Renditekern betrachten.
Nicht perfekt, aber perfekt genug Kann es das perfekte ETF-Portfolio geben? Manche werden sagen, dass es das niemals geben kann.
Ich sage: Das kann es geben – sofern man ein ETF-Portfolio zu schätzen weiß, das perfekt genug ist.
Das Dreigespann aus Anleihen, Immobilien und Dividendenaristokraten halte ich aktuell für die beste Lösung. Es ist trivial genug, um von praktisch jedem direkt umgesetzt werden zu können. Gleichzeitig bietet es auch genug strategische Tiefe, um viele unvorhersehbare Schwierigkeiten – grob – herauszufiltern.
Gut möglich, dass auch dieses ETF-Portfolio am Ende nicht die Luxusrente erwirtschaften kann, von der man immer geträumt hat. Bis dahin hat man allerdings sehr wahrscheinlich ziemlich gut schlafen können. Wenn das kein Luxus ist, dann weiß ich auch nicht!
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