Investing.com - Nach einem echten Ausverkauf in der ersten Tageshälfte konnte sich der DAX gestern während der amerikanischen Sitzung stabilisieren und holte seine Verluste wieder auf. Aus dem Tag gegangen ist der deutsche Leitindex mit einem Plus von 0,25 Prozent auf 11.977,22 Zähler.
Auslöser für die Dax-Schwäche waren die Entwicklungen um Italien. So sagte der italienische Finanzminister gestern, dass die Regierung das Nötige tun werde, “wie es Draghi gemacht hat”, sollte man mit einer finanziellen Krise konfrontiert sein. Der EZB-Präsident sagte damals, dass “die EZB alles Notwendige tun wird, um den Euro zu erhalten“.
Damals kündigte die Europäische Zentralbank ihre Käufe für Staatsanleihen der Krisenländer an. Ob Tria damit meinte, dass Italien schon selbst bald seine eigenen Staatsanleihen kaufen werde, ist offen.
Unterdessen stieg die Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen unaufhaltsam weiter und erreichte in der Spitze einen Wert von 3,712 Prozent - den höchsten Stand seit Anfang 2014. Auch die zweijährigen Zinspapiere legten zunächst stark zu. Auch weitete sich der Abstand zur Rendite deutscher Anleihen deutlich aus.
Später dann bröckelten die Gewinne der italienischen Renditen jedoch wieder ab und der deutsche Leitindex DAX konnte die anfänglichen Verluste wettmachen.
Der DAX-Future signalisiert um 8.36 Uhr einen freundlichen Start in den neuen Handelstag und legte zuletzt um 13,3 Punkte auf 11.976 Zähler zu.
Neben Italien stand gestern auch wieder Donald Trump im Fokus der Anleger. Der US-Präsident sagte, dass China noch nicht bereit für eine Einigung im Handelskonflikt sei. Weitere Strafzölle auf chinesische Importwaren im Wert von 267 Mrd. Dollar seien möglich.
Wegen Trumps anhaltender Streitlust mit anderen Volkswirtschaften hat der Internationale Währungsfonds (IWF) gestern zudem seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft um jeweils 0,2 Prozent auf 3,7 Prozent für 2018 und 2019 gesenkt. "Die Wahrscheinlichkeit weiterer negativer Schocks für unsere Wachstumsvorhersage ist gestiegen", sagte IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld. "Das Wachstum wird von nicht nachhaltigen politischen Maßnahmen getrieben", betonte er. Angesprochen hat er damit insbesondere die USA.
Auch gegen die US-Notenbank Fed polterte Trump gestern wieder. "Die Fed tut zwar das, was sie für notwendig hält, aber gefallen tut mir dies aber nicht", so Trump am Dienstag. Er sehe noch kein Inflationsproblem, weshalb sich die schnellen Leitzinserhöhungen ihm nicht erschließen.
Dabei scheint Trump jedoch zu vergessen, dass sich die Inflation in den USA bereits zwischen 2 bis 3 Prozent bewegt.
Wie dem auch sei: wichtig heute wieder die Entwicklungen um Italien. Steigen die Anleiherenditen weiter, so könnte der DAX schnell seine Vortagesgewinne wieder abgeben und in Richtung Vortagestiefs tendieren. Stabilisieren sich dagegen die italienischen Zinspapiere weiter, so besteht die Chance auf einen Spurt zurück über die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkte.
Im Wirtschaftskalender stehen heute lediglich die US-Erzeugerpreise im Fokus. Darüber hinaus gilt es aber auch die Rede vom italienischen Finanzminister Tria um 10 Uhr zu beobachten. Um 18.15 Uhr soll noch Chicago Fed-Chef Evans sprechen.
Geschrieben von Robert Zach