Frankfurt (Reuters) - Europas Börsen haben am letzten Handelstag des Jahres noch ein wenig Boden gutgemacht.
Der Dax stieg am Freitag um 1,7 Prozent auf 10.558 Punkte. Dies dürfte die meisten Anleger aber kaum versöhnen. "Das Börsenjahr 2018 war ein Reinfall", fasste Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG Market zusammen. Mit einem Kursverlust in der Größenordnung von fast 20 Prozent dürfte zu Jahresbeginn kaum jemand gerechnet haben. Denn das Jahr hatte gut begonnen. Am 23. Januar hatte der Dax mit 13.596,89 Punkten noch ein Allzeithoch markiert.
Es ist das erste Mal seit 2011, dass der Leitindex keinen Gewinn einfährt. Das Jahresminus mit 18,3 Prozent ist sogar der höchste Abschlag seit 2008. Im Jahr der Finanzkrise war der Dax allerdings um gut 40 Prozent nach unten gerauscht. Im nun zu Ende gehenden Jahr verdarben die steigenden US-Zinsen vielen Anlegern die Kauflaune. Hinzu kam die Befürchtung, der amerikanisch-chinesische Zollstreit könnte die Weltkonjunktur schwächen, außerdem die Unsicherheit über den Brexit sowie die immer wieder aufkeimenden Haushaltsprobleme Italiens.
Nach Einschätzung von Robert Halver, dem Leiter der Kapitalmarkt-Analyse der Baader Bank AG, hängt 2019 sehr viel von politischen Faktoren ab. "Das westliche Bündnis muss reaktiviert werden", sagte Halver Reuters TV. Wenn die Politik 2019 nicht mitspiele, werde es wieder ein schlechtes Jahr. Generell sind sich Analysten einig, dass 2019 die Kursschwankungen im Dax noch zunehmen werden.
DEUTSCHE BANK HÄLT IM DAX DIE ROTE LATERNE 2018
Größter Gewinner im Dax waren sowohl am letzten Handelstag als auch im Gesamtjahr die Papiere des Aufsteigers Wirecard (DE:WDIG). Spekulationen um eine Übernahme schoben die Aktien des Zahlungsabwicklers am Freitag um 4,3 Prozent an. Händler verwiesen auf ein Interview des "Handelsblatt" mit dem früheren Aufsichtsratschef von Wirecard, Klaus Rehnig, der an dem Unternehmen beteiligt ist und sagte: "Ich rechne damit, dass bald ein internationaler Konzern kommen wird und Wirecard kaufen will." Wirecard sind im September in den Dax aufgestiegen und kommen im Gesamtjahr auf ein Plus von über 42,7 Prozent.
Die Aktien der Deutschen Bank (DE:DBKGn) machten am Freitag mit einem Plus von 3,2 Prozent einen Teil der Verluste vom Donnerstag wett, als sie um 4,2 Prozent auf ein Rekordtief von 6,75 Euro abgerutscht waren. Deutschlands größtem Geldhaus blies 2018 wieder der Wind ins Gesicht, was den Aktienkurs um 56,1 Prozent und damit ans Dax-Ende drückte. 2019 dürfte laut Experten ebenfalls kaum eine Landpartie werden.
Die durch Wirecard in den MDax verdrängten Aktien der Commerzbank (DE:CBKG) machten am Freitag ebenfalls einen Teil der Donnerstagsverluste gut und zogen um 4,4 Prozent an, kommen im Gesamtjahr aber auf ein Minus von 53,8 Prozent.