Investing.com - Der deutsche Leitindex ist nach den herben Verlusten der letzten Tage recht stabil in den Dienstag gestartet. So verlor der DAX in den den letzten 4 Tagen gut 300 Punkte und notiert damit wieder auf dem tiefsten Stand seit Anfang September.
Auslöser für die jüngste Talfahrt waren die steigenden Risikoprämien auf italienische Staatsanleihen, da Rom mit seinem Haushaltsplan sich nicht an die Vorschriften aus Brüssel halten wird. Das sorgte in den vergangenen Wochen zu einem verbalen Schlagabtausch zwischen Italien und der EU, was gleichzeitig zu steigenden italienischen Renditen führte.
Die zehnjährige italienische Rendite sprang zuletzt auf den höchsten Stand seit März 2014, korrigierte am frühen Morgen jedoch leicht, was auch dem DAX half sich etwas zu stabilisieren.
Zwar dürfte sich die verbale Schlammschacht zwischen beiden Parteien noch etwas fortsetzen, aber am Ende dürfte sich Rom und Brüssel auf einen gemeinsamen Haushalt einigen. Auch die italienischen Regierungsvertreter waren gestern bemüht, die Wogen etwas zu glätten, nachdem Vize-Regierungschef Matteo Salvini sagte, dass EU-Währungskommissar Moscovici und EU-Kommissionspräsident Juncker die „wahren Feinde Europas“ seien. So betonte italienische Minister für europäische Angelegenheiten Savona am Montag, dass niemand in der italienischen Regierung die EU verlassen will, während Moscovici betonte, dass er ein vielversprechendes Treffen mit einem hochrangigen Vertreter der italienischen 5-Sterne-Bewegung hatte.
Den vorläufigen Haushaltsentwurf wird Rom wahrscheinlich nächste Woche nach Brüssel übermitteln - bis dahin sollten sich Anleger auf eine anhaltende Achterbahnfahrt im DAX einstellen, wobei durch den jüngsten Ausverkauf schon sehr viel negatives eingepreist wurde.
Neben den steigenden Zinspapieren in Italien steht auch die USA im Fokus. Dort sind in der Nacht von Montag auf Dienstag die 30-jährigen Renditepapiere mit 3,4302 Prozent auf den höchsten Stand seit 4 Jahren geklettert und so stieg der Spread zwischen 30-jährigen und 5-jährigen Schuldtiteln auf 35 Basispunkte an. Die US-Zinskurve hat sich also wieder versteilt, was weitere Zinserhöhungen der Fed die Tür öffnet. Das impliziert auch das von Investing.com entwickelte FedWatch-Tool, welches die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritt im Dezember um 25 Basispunkte auf über 80 Prozent taxiert.
In den USA hat sich der Dow Jones und der S&P 500 nach der jüngsten Korrektur etwas stabilisieren können. Zwar ging es gestern zunächst abwärts, aber die Indizes holten ihre Verluste wieder auf. Anders sah es da an der Nasdaq aus, die trotz der Erholungsbewegung der anderen zwei Indizes im Verlust schloss. Die Anleger nehmen im Tech-Sektor also weiter ihre Chips vom Tisch.
Im DAX standen gestern vor allem die Papiere von Wirecard (DE:WDIG) unter Druck. Der Tagesverlust betrug mehr als 12 Prozent. Also auch in Deutschland stehen die Tech-Werte unter Abgabedruck. Neben Wirecard mussten auch Infineon (DE:IFXGn) (Tech-Wert) und RWE (DE:RWEG) deutliche Kursverluste hinnehmen.
Heute Morgen stehen die Zeichen der Zeit im DAX zunächst auf Erholung. Impulse werden die Entwicklungen in Italien geben, aber auch die US-Renditen gilt es im Blick zu behalten.
Geschrieben von Robert Zach