Frankfurt (Reuters) - Die verhärteten Fronten im Streit um den italienischen Haushalt setzen den europäischen Börsen erneut zu.
Dax und EuroStoxx50 verloren am Donnerstag jeweils ein knappes Prozent auf 11.138,49 und 3126,81 Punkte. Von der Wall Street kamen keine Impulse, weil die US-Börsen wegen des Feiertags Thanksgiving geschlossen blieben.
Der italienische Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini betonte, dass seine Regierung dem Druck der EU nicht nachgeben und am Etat für 2019 nicht rütteln werde. Dem hoch verschuldeten Land drohen ein Defizit-Verfahren und Milliardenstrafen. "Der politische Streit hat das Potenzial, eine neue Schuldenkrise auszulösen", warnte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets.
Der große Ausverkauf bei italienischen Anleihen blieb zunächst jedoch aus. Anleger hätten unterschätzt, wie langwierig und kompliziert ein Defizit-Verfahren wird, sagte Anlagestratege Jaime Costero Denche von der Bank BBVA (MC:BBVA). "In den nächsten zwei Monaten wird es keine Sanktionen geben." Die Rendite der zehnjährigen italienischen Bonds stagnierte bei 3,448 Prozent.
HOFFNUNG AUF EINEN BREXIT-DEAL BEFLÜGELT PFUND STERLING
Mit Erleichterung reagierten Anleger auf die Einigung auf den Rahmen des künftigen Verhältnisses zwischen Großbritannien und der EU. "Aus Investorensicht ist das eine ermutigende Nachricht, weil es Anlegern und Unternehmen dringend benötigte Klarheit verschafft", sagte Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley. Sollte die Einigung aber keinen politischen Rückhalt finden, seien die aktuellen Kursgewinne nur vor kurzer Dauer. Am Sonntag soll der Austrittsvertrag zwischen der EU und Großbritannien auf einem Sondergipfel abgesegnet werden. Am 10. Dezember könnte das britische Parlament abstimmen. Seine Zustimmung gilt als ungewiss.
Das Pfund Sterling verteuerte sich am Donnerstag um 0,7 Prozent auf 1,2866 Dollar und der Euro gewann 0,2 Prozent auf 1,1404 Dollar. Der Londoner Aktienindex FTSE rutschte dagegen um 1,2 Prozent ab. Viele dort notierte Firmen machen ihr Hauptgeschäft im Ausland und leiden daher unter einer Aufwertung des britischen Währung.
VERWIRRUNG UM ZUKUNFT VON VAPIANO - DEUTSCHE BANK IM BLICK
Am deutschen Aktienmarkt rückte Vapiano ins Rampenlicht. Dem "Manager Magazin" zufolge spielt die britische Bank Barclays (LON:BARC) Pläne für einen Rückzug der Restaurant-Kette von der Börse durch.[L8N1XX4GU] Die Papiere des Unternehmens stiegen daraufhin zeitweise um fast 22 Prozent. Das ist der zweitgrößte Kurssprung der Firmengeschichte. Vapiano dementierte allerdings derartige Pläne. Die Papiere schlossen 7,2 Prozent im Plus bei sieben Euro.
Für Aufsehen sorgten außerdem Aussagen des Citigroup-Chefs Michael Corbat zur Deutschen Bank (DE:DBKGn). Auf die Frage, ob der niedrige Aktienkurs des Instituts nicht eine Chance biete, antwortete er: "Wir sind nicht der richtige Partner für die Deutsche Bank ." Die Papiere des größten deutschen Geldhauses büßten ein Prozent ein und notierten mit 8,23 Euro nur knapp 20 Cent über ihrem Rekordtief vom Dienstag.
In London brachen die Titel von Centrica sogar um neun Prozent ein. Das ist der größte Tagesverlust seit einem Jahr. Wegen des harten Wettbewerbs verliert der britische Versorger Kunden. Außerdem machten dem Unternehmen Ausfälle in zwei Atomkraftwerken zu schaffen. Der für das Gesamtjahr in Aussicht gestellte Gewinn von 11,50 Pence je Aktie liege unter der Markterwartung von 13 Pence, decke sich aber mit seiner Prognose, schrieb Analyst Tancrede Fulop vom Research-Haus Morningstar. Er halte die Kursreaktion für überzogen.