Frankfurt (Reuters) - Die andauernde Flutung der Banken mit billigem Notenbank-Geld hat den europäischen Aktienmärkten am Dienstag weiter angetrieben.
"Investoren sehen keine anderen renditeträchtigen Alternativen", sagte ein Händler. Auch das Brexit-Votum habe nur vorübergehend belastet. Der Dax stieg bis zum Nachmittag um ein Prozent auf ein neues Jahreshoch von 10.534,16 Punkten. Auch die meisten europäischen Indizes zogen deutlich an. Der EuroStoxx50 kletterte um 0,7 Prozent auf 3004 Punkte, womit er allerdings von seinem Jahreshoch noch rund acht Prozent entfernt ist. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures leicht steigende Kurse.
Seit vier Handelstagen steigen Dax & Co kontinuierlich. Dabei stützt vor allem die Entscheidung der Bank of England (BoE) vom vergangenen Donnerstag, die Zinsen zu senken und das Anleihekaufprogramm aufzustocken. Börsianer spekulierten nun auf weitere Lockerungsmaßnahmen. Denn in Großbritannien wird als Folge der Abstimmung für einen EU-Austritt eine Rezession befürchtet.
Ian McCafferty, Führungsmitglied der Bank of England (BoE), schrieb in der "Times", dass die Zentralbank die Zinsen noch weiter Richtung null Prozent senken könne, falls sich die Wirtschaft weiter verschlechtere. Das Pfund Sterling beschleunigte daraufhin seine Talfahrt und fiel um mehr als einen halben US-Cent auf 1,2964 Dollar, womit er wieder in Sichtweite des Anfang Juli erreichten 31-Jahres-Tiefs von 1,2801 Dollar rückte. An der Londoner Börse stieg der "Footsie" um 0,4 Prozent auf ein frisches 14-Monats-Hoch von 6838 Zählern.
Ein Wermutstropfen sei allerdings der geringe Umsatz, klagte ein Händler. Denn wegen der Sommerferien fehlten viele Investoren.
VOESTALPINE SCHOCKIERT ANLEGER MIT GEWINNRÜCKGANG
Zum Dax-Anstieg trug insbesondere die Münchener Rück (DE:MUVGn) mit einem Plus von bis zu gut vier Prozent auf 158,90 Euro bei. Der weltgrößte Rückversicherer hatte im zweiten Quartal Naturkatastrophen und den Radikalumbau bei der Tochter Ergo deutlich besser als gedacht weggesteckt. Offenbar hatte das Institut an den Kapitalmärkten rund um das Brexit-Votum im Juni ein gutes Händchen. Das ließ die Experten allerdings auch an der Nachhaltigkeit der Entwicklung zweifeln.
Mit Käufen honorierten Anleger die Rückkehr des Großküchen-Ausrüsters Rational nach zwei Jahren Abstinenz in den MDax. Die Titel legten um bis zu acht Prozent auf 460,40 Euro zu. Sie ersetzen in dem Nebenwerteindex den Roboterbauer Kuka (DE:KU2G), der vom chinesischen Hausgeräte-Hersteller Midea geschluckt wurde.
Lange Gesichter dagegen an der Börse in Wien: Der Stahlkonzern Voestalpine vergraulte seine Anleger mit einem Gewinneinbruch. Die Aktien verloren 3,3 Prozent. Aufwärts ging es dagegen mit den Aktien des österreichischen Industriekonzerns RHI. Nach einer Prognoseanhebung legten die Aktien um 2,5 Prozent zu.
Ein Gewinnanstieg im zweiten Quartal gab der Telekomfirma Altice an der Börse in Amsterdam einen Schub. Die Papiere sprangen um 12,8 Prozent in die Höhe.