- von Andreas Kröner und Arno Schuetze
Frankfurt (Reuters) - Deutsche-Bank-Chef John Cryan kommt beim Ausmisten einem wichtigen Etappenziel näher.
Er kann darauf hoffen, eine der größten Rechtsstreitigkeiten des Instituts zeitnah mit einem Vergleich aus der Welt zu schaffen. In der Debatte um umstrittene Hypothekengeschäfte in Amerika rücke eine Einigung mit den US-Behörden näher, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Strafe, die dabei im Raum stehe, werde Deutschlands größtes Geldhaus nicht überfordern, betonte einer der Insider. Das kam an der Börse gut an. Die Papiere von Deutschlands größtem Geldhaus legten rund fünf Prozent zu und waren damit mit Abstand größter Gewinner im Leitindex Dax.
Laut "Manager Magazin" will das US-Justizministerium dem Geldhaus Anfang kommender Woche ein rund 100 Seiten langes Schreiben mit den Verstößen und einer angedachten Strafzahlung zukommen lassen. Das aufgeführte Bußgeld werde über der Summe von 2,385 Milliarden Dollar liegen, die Goldman Sachs (NYSE:GS) in ähnlicher Angelegenheit im Frühjahr bezahlen musste. Die Deutsche Bank (DE:DBKGn) könne die Summe im Zuge von Verhandlungen in den kommenden Wochen allerdings noch drücken. Das Frankfurter Institut wollte sich dazu nicht äußern.
Viele Großbanken haben sich auf dem amerikanischen Immobilienmarkt über Jahre eine goldene Nase verdient. Sie reichten Hypotheken an mittellose Familien aus und blähten damit ihr Kreditgeschäft auf. Die Risiken wurden anschließend an Investoren weitergereicht - in Form von hochkomplexen Anleihen, die den Banken ebenfalls hohe Gebühren in die Kasse spülten. Als der Markt 2007 kollabierte, erwiesen sich diese Bonds als wertlos. Viele der Käufer klagten gegen die Banken.
BILLIGER ALS ERWARTET
Vorstandschef Cryan, der seit Sommer 2015 an der Spitze der Bank steht, möchte die größten Rechtsstreitigkeiten möglichst noch in diesem Jahr mit Vergleichen beilegen. Dazu zählen neben dem US-Hypothekenstreit die Geldwäsche-Vorwürfe in Russland und die Affäre um Manipulationen am Devisenmarkt.
Viele Investoren machen derzeit auch deshalb einen großen Bogen um die Deutsche Bank, weil sie nicht abschätzen können, welche Strafen auf das Geldhaus in den kommenden Monaten und Jahren noch zukommen. Wenn nun ein großer Fall abgehakt werde, sei das positiv, erklärte ein Händler. "Eine Beilegung des US-Hypothekenstreits für 2,4 Milliarden US-Dollar wäre deutlich billiger als die drei Milliarden Euro, die ich erwartet habe", sagte Analyst Enrico Racioppi vom Broker Hammer Partners. "Es handelt sich also wirklich um gute Nachrichten."
Die Investmentbank Goldman Sachs war in den USA wegen umstrittener Hypothekengeschäfte im April zu einer Zahlung von 5,1 Milliarden Dollar verdonnert worden. Diese setzt sich zusammen aus einem Bußgeld von 2,4 Milliarden Dollar und Entschädigungszahlungen von 1,8 Milliarden Dollar. Hinzu kamen 875 Millionen Dollar, um Rechtsstreitigkeiten mit mehreren anderen US-Behörden aus der Welt zu schaffen. Bei der Deutsche Bank wird der sich abzeichnende Vergleich einem Insidern zufolge anders aufgebaut sein. Das Frankfurter Institut hat in den USA nämlich bereits vor drei Jahren eine Strafe von 1,9 Milliarden Dollar bezahlt, weil es von 2005 bis 2007 beim Verkauf von Hypothekenpapieren an die staatlichen Baufinanzierer Freddie Mac und Fannie May falsche Angaben gemacht haben soll.