Jeden Tag stufen Börsenanalysten Aktien hoch oder runter. Aber wissen diese Analysten immer, wovon sie reden? Heute schauen wir uns ein bekanntes börsennotiertes Unternehmen ganz genau an.
Sechs Jahre nachdem das Unternehmen im Rahmen eines Private Equity Buyout von der Börse ging, kehrte Dell Technologies (NYSE:DELL) (WKN:A2N6WP) im Dezember 2018 an die Börse zurück – und das mit Glanz und Gloria.
Der Eröffnungspreis lag am 28. Dezember 2018 bei 46 US-Dollar je Aktie. Bis Mai stieg der Kurs auf 70 US-Dollar und verschaffte den Investoren so einen Gewinn von 52 % in weniger als 5 Monaten. Aber die neusten Sorgen um die Schuldenlast (die lange vor dem Börsengang angehäuft wurde, als Dell vor drei Jahren EMC kaufte, aber immer noch wächst) und die Verlangsamung der IT-Ausgaben von Unternehmenskunden haben die Aktie nach unten gezogen. Seit dem Höchststand im Mai ist sie um 27,5 % gesunken.
Allerdings fürchtet sich nicht jeder vor Dell. Und in der Tat hat ein Analyst gesagt, dass man die Aktie kaufen sollte.
Ist die Zeit reif, um Dell zu kaufen? Die Deutsche Bank hatte den Mut, Dell zu empfehlen. Das ist das zweite Mal diesen Monat, dass ein Analyst diese Einschätzung teilt. (Everscore ISI bewertete laut Streetinsider.com Dell am 5. Juni als sehr gut und gab ein Preisziel von 75 US-Dollar an.) Die Deutsche Bank ist mit einem Preisziel von 62 US-Dollar allerdings etwas weniger optimistisch als Everscore.
Aber warum mag die Deutsche Bank Dell?
Dieser Analyst hat nur vier Thesen – aber diese sind sehr wichtig Das Bankhaus sagt, dass es vier Hauptpunkte gibt, die zur Beliebtheit von Dell führen.
Als Erstes geht die Deutsche Bank auf das Risiko ein: „Steigende Ängste der Investoren vor einer Verlangsamung der IT-Infrastrukturausgaben werden durch die hohen Schulden weiter verstärkt. Aber trotzdem kann das Unternehmen die Schulden abbauen, da es viele Möglichkeiten hat, Geld zu verdienen. Außerdem kann es die Schulden refinanzieren (gegenwärtig 55,1 Milliarden US-Dollar), um Zinsen zu sparen. So wird mehr Geld frei, um die Schulden zu tilgen.
Zweitens: Etwas mehr Gewinn würde Dell ebenfalls helfen. Gegenwärtig liegt die operative Bruttomarge bei niedrigen 1,1 % (und die Nettomarge ist negativ). Aber Dell peilt 12 % Gewinnmarge an. Die Deutsche Bank ist zuversichtlich, dass das Unternehmen diese auch erreicht, besonders, wenn der Technologiespezialist mehr höhermargige Speicher- und VMWare-Dienste an Kunden verkauft.
Wenn der Analyst recht hat, dann sollte Dell in der Lage sein, seine Verluste in Gewinne zu verwandeln. Die Deutsche Bank sieht die Gewinne bis 2022 bei 11 US-Dollar je Aktie.
Drittens: Basierend auf dieser Annahme wird die Dell-Aktie nur zum Fünffachen der prognostizierten Gewinne in drei Jahren gehandelt. Laut Börsendaten gehen die meisten Analysten von nicht mehr als 4,93 US-Dollar Gewinn pro Aktie im Jahre 2022 aus. Das ist weniger als die Hälfte, als die Deutsche Bank als möglich ansieht. Die Bank nennt die Börsenschätzungen konservativ, was das Zeug zur Untertreibung des Jahres hat.
Viertens argumentiert der Analyst, dass der letzte Preisrückgang Investoren die Chance eröffnet, in die Aktie zu investieren, bevor die Börse ihren Fehler erkennt.
Was das für Investoren bedeutet Daher scheint der neuste Preisrückgang der Dell-Aktie eine zweite Chance für Investoren zu bieten. Das denkt jedenfalls die Deutsche Bank. Aber liegt sie damit richtig?
Zuallererst sollten wir auf das offensichtliche Risiko hinweisen, welches eine Investition in Dell heute mitbringt. Das Unternehmen könnte 2022 profitabel sein. (Viele Analysten sind der Meinung, dass bereits nächstes Jahr Gewinne erzielt werden.) Wenn die Bank allerdings Fehler bei der Schätzung der Höhe der Gewinne macht, dann würden die 4,93 US-Dollar Gewinn je Aktie bedeuten, dass die Aktie zum 11-Fachen der erwarteten Gewinne gehandelt wird und nicht nur zum Fünffachen, wie die Bewertung der Deutschen Bank andeutet. Mit anderen Worten, es könnte sein, dass sich die Bank, und nicht die gesamte Börse, um den Faktor zwei verschätzt hat.
Im Moment ist Dell nicht profitabel und mit den 0,76 US-Dollar Gewinn, die Analysten nächstes Jahr für möglich halten, wird die Aktie sogar zum 70-Fachen des zukünftigen Gewinns gehandelt.
Das ist nicht gerade billig.
Die Aktien werden sogar noch teurer, wenn du die Schulden mit einbeziehst. Insgesamt hat das Unternehmen 55,1 Milliarden US-Dollar Schulden, die Marktkapitalisierung beträgt 38,8 Milliarden US-Dollar, der Geldbestand in der Bilanz liegt bei 9 Milliarden US-Dollar und der Gesamtunternehmenswert beläuft sich auf 84,9 Milliarden US-Dollar. Das schuldenbereinigte zukünftige Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt beim 290-Fachen der für 2020 erwarteten Gewinne.
Rich Smith hält keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool hält keine der erwähnten Aktien.
Dieser Artikel wurde von Rich Smith auf Englisch verfasst und am 20.06.2019 auf fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.
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