Düsseldorf (Reuters) - Der Essener Energieerzeuger Steag rechnet in den kommenden Jahren durch den Atomausstieg und das allmähliche Ende der Kohleverstromung mit deutlich anziehenden Preisen.
"Weniger Kapazität führt zu höheren Preisen", sagte Steag-Chef Joachim Rumstadt am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. "Wir erwarten deutlich steigende Ergebnisse aus unseren Inlandskraftwerken", fügte Finanzchef Michael Baumgärtner hinzu. Während die Nachfrage nach Strom in den kommenden Jahren stabil bleibe oder leicht steigen könne, gehe das Angebot in Deutschland an gesicherter konventioneller Leistung zurück.
Bereits für das laufende Jahr erwartet Steag einen Anstieg des Umsatzes auf 3,1 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr waren die Erlöse auch wegen der Stilllegung von Kraftwerksblöcken auf 2,9 Milliarden von zuvor 3,6 Milliarden Euro gesunken. Der operative Gewinn (Ebit) fiel um 19 Prozent auf 160 Millionen Euro. Er soll 2019 um 20 bis 25 Prozent zulegen. Das Unternehmen verfügt im Inland über Kraftwerke mit einer Leistung von 5500 Megawatt und gehört damit zu den größten Energieerzeugern in Deutschland.
Sollte die Steag im Rahmen des geplanten Kohleausstiegs Steinkohlekraftwerke stilllegen, erwartet Rumstadt Entschädigungen durch den Bund. 600 Millionen Euro pro Gigawatt Steinkohle seien ein angemessener Wert, je nach Kraftwerkstyp könne dies aber auch die Untergrenze sein. Verhandlungen mit der Bundesregierung gebe es noch nicht. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz hatte für seine Braunkohlekraftwerke 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro pro Gigawatt als angemessene Entschädigung genannt. Anders als bei der Steinkohle gehört zur Braunkohle aber auch der Tagebau, der bei einer Stilllegung von Kraftwerken ebenfalls betroffen wäre.
Eigentümer der Steag ist die Kommunale Beteiligungsgesellschaft (KSBG) - ein Konsortium, in dem sich sechs Stadtwerke zusammengeschlossen haben, die ganz oder mehrheitlich den Städten Dortmund, Duisburg, Bochum, Oberhausen, Dinslaken und Essen gehören. Die Gesellschaft hatte in zwei Schritten 2011 und 2014 für 100 Prozent der Anteile von Evonik (DE:EVKn) übernommen und dafür insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro hingeblättert. Bis Mitte 2020 muss die KSBG laut Rumstadt mit den kreditgebenden Banken eine Anschlussfinanzierung in Höhe von 400 Millionen Euro auf die Beine stellen. Er sei zuversichtlich, dass dies gelinge. Zu etwaigen Änderungen in der Eigentümerstruktur wollte sich der Manager nicht im Detail äußern. Dies sei Sache der KSBG. Die Stadt Essen erwägt einen Ausstieg.