Frankfurt (Reuters) - Ein starker Euro und sinkende Ölpreise haben Europas Aktienanleger zur Wochenmitte verunsichert.
Der Dax rutschte unter die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Punkten und gab ein Prozent auf 12.907 Zähler ab. Der EuroStoxx fiel um 0,7 Prozent auf 3533 Punkte.
"Trotz solider Konjunkturdaten aus Deutschland und der Euro-Zone bleibt die Stimmung auf dem Frankfurter Börsenparkett angespannt", erklärte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Für Nervosität sorgte der Euro: die Gemeinschaftswährung kletterte am Mittwoch um 0,4 Prozent auf 1,1847 Dollar und notierte so hoch wie seit knapp vier Wochen nicht mehr. Das machte vor allem exportlastigen Titeln zu schaffen, deren Waren sich auf dem Weltmarkt verteuern. "Zudem haben die Investoren realisiert, dass eine Umsetzung der US-Steuerreform noch weit entfernt ist", ergänzte Cutkovic. Die Verabschiedung der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump könnte durch eine Verquickung mit einem Rückbau der Gesundheitsreform ObamaCare erschwert werden.
Am Nachmittag könnten US-Wirtschaftsdaten neue Impulse liefern. Um 14.30 Uhr MEZ stehen Einzelhandelsumsätze und Verbraucherpreise auf der Agenda.
FALLENDE ÖLPREISE VERUNSICHERN - ÖLSEKTOR UNTER DRUCK
Auch die ins Trudeln geratenen Ölpreise trübten die Risikofreude. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 61,31 Dollar je Barrel. Auslöser war Händlern zufolge die Bedarfsprognose der Internationalen Energie-Agentur IEA, die ein langsameres Nachfragewachstum erwartet.
Anleger zogen sich aus Ölwerten zurück. Der europäische Branchenindex gab 1,2 Prozent nach. Besonders betroffen waren etwa Repsol (MC:REP) aus Spanien und Tullow Oil in London mit einem Kursminus von bis zu 2,9 Prozent. Die Papiere von Royal Dutch Shell (DE:RDSa) büßten 1,5 Prozent ein.
BANKEN AUF TALFAHRT - VERSORGER IM ABSEITS
Europaweit ließen vor allem Bankenaktien Federn. Der europäische Banken-Index, der meist sensibel auf Bewegungen des Gesamtmarktes reagiert, verlor 1,1 Prozent. Börsianer sprachen von Gewinnmitnahmen. Im September und Oktober hatte der Sektor zeitweise rund sieben Prozent zugelegt. Zu den größten Verlierern zählten Deutsche Bank (DE:DBKGn) und Commerzbank (DE:CBKG) mit Kursverlusten von bis zu drei Prozent. Die Schweizer Institute UBS (SIX:UBSG) und Credit Suisse (SIX:CSGN) gaben jeweils etwa zwei Prozent nach.
Auch die Versorgertitel rutschten ab. Die Diskussion über einen raschen Ausstieg aus der Kohleverstromung machte RWE (DE:RWEG) erneut zu schaffen. Die Aktien lagen mehr als zwei Prozent im Minus. "Die künftigen Jamaika-Koalitionäre haben sich offenbar auf die Stilllegung zahlreicher Kohlekraftwerke geeinigt", sagte ein Börsianer.
GROSSAUFTRAG TREIBT AIRBUS-AKTIEN
Bei den Nebenwerten stachen die Aktien von Lanxess (DE:LXSG) heraus. Der Spezialchemiekonzern steuert nach einem Gewinnsprung im Quartal auf Rekordergebnisse im Gesamtjahr zu. Anlegern reichte das jedoch nicht: Die Papiere gaben im MDax bis zu 5,8 Prozent nach. "Einige Analysten haben die schlechte Qualität der Ergebnisse bemängelt, deswegen ging es für die Papiere nach unten", sagte ein Händler. "Ich finde das übertrieben, aber es gibt Gewinnmitnahmen durch die Bank und keiner hält dagegen."
Der Flugzeugbauer Airbus (PA:AIR) punktete dagegen mit dem größten Einzelauftrag seiner Geschichte. Die Aktien gewannen in Paris mehr als drei Prozent. Der amerikanische Luftfahrt-Pionier Bill Franke bestellte für seine vier Billigfluglinien insgesamt 430 Maschinen des Typs A320neo zu einem Listenpreis von 49,5 Milliarden Dollar.