Frankfurt (Reuters) - Mit Erleichterung reagieren Anleger auf die Ergebnisse der Europawahl.
"Der Durchmarsch von rechtspopulistischen Parteien blieb aus", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Daneben gaben Fusionsfantasien in der Automobilbranche den Börsen Auftrieb. Dax und EuroStoxx50 legten am Montag jeweils ein halbes Prozent auf 12.070 und 3369 Punkte zu. Der europäischen Automobilindex gewann sogar bis zu 3,5 Prozent.
Fiat unterbreitete Renault den Angaben zufolge einen Plan zu einer Fusion, aus der der weltweit drittgrößte Autobauer hervorginge. Die jährlichen Einsparungen bezifferte der italienisch-amerikanische Konzern auf fünf Milliarden Euro. Fiat-Aktien bescherten die Fusionspläne den größten Kurssprung seit zehn Jahren. Sie rückten in Mailand zeitweise um knapp 20 Prozent vor. Die Titel von Renault steuerten in Paris mit einem Plus von etwa 17 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit fast einem Vierteljahrhundert zu. "Der Markt sendet das eindeutige Signal, dass Fiat und Renault fusionieren sollten", sagte ein Aktienhändler. Die Italiener könnten damit rasch in die Elektromobilität einsteigen, in die sie bislang nicht investiert hätten. Renault bekäme Zugang zum nordamerikanischen Markt.
Die deutschen Autobauer BMW (DE:BMWG), Daimler (DE:DAIGn) und Volkswagen (DE:VOWG) waren ebenfalls gefragt und gewannen bis zu 0,6 Prozent. Lediglich Peugeot-Titel büßten 4,1 Prozent ein. In den vergangenen Monaten hatte es Spekulationen über eine Übernahme von Fiat durch den der französischen Renault-Rivalen gegeben. Die Gespräche zwischen Fiat und Renault seien nicht neu, schienen aber in die heiße Phase eingetreten zu sein, sagte ein Börsianer. "Das könnte eine Blaupause für andere Autobauer sein."
KEIN ERDRUTSCH-SIEG DER EUROSKEPTIKER
Am Devisenmarkt behauptete der Euro seine jüngsten Kursgewinne und kostete 1,1191 Dollar. "Demokratische Mehrheiten in der Mitte sind weiterhin möglich", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Das ist die positive Botschaft der Europawahl." Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann betonte, dass die Europa-Skeptiker nicht stark genug seien, um das Europäische Parlament zu blockieren und Europa handlungsunfähig zu machen.
Selbst in Italien, wo die rechtspopulistische Lega von Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini, ihr Ergebnis im Vergleich zur Europawahl von 2014 auf fast 34 Prozent verfünffachte, reagierten Investoren gelassen. Zehnjährige italienische Anleihen rentierten kaum verändert bei 2,553 Prozent. Salvini könnte ermutigt von dem Wahlergebnis erneut auf Konfrontationskurs mit der EU gehen, warnte VP-Experte Gitzel. Experten halten zudem baldige Neuwahlen für wahrscheinlich.
Österreichische Bonds rentierten mit 0,183 Prozent zeitweise sogar auf dem niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren, obwohl sich Bundeskanzler Sebastian Kurz einem Misstrauensvotum stellen muss. Seine ÖVP ging allerdings als klare Siegerin aus der Europawahl hervor. Diese galt als Stimmungstest für die geplanten Neuwahlen in der Alpen-Republik.