Vilnius/Paris, 12. Mrz (Reuters) - Die wirtschaftliche Durststrecke in der Euro-Zone im Zuge der Corona-Krise wird aus Sicht von Litauens Notenbankchef Vitas Vasiliauskas angesichts der dritten Pandemie-Welle noch bis zum Herbst anhalten. Die Europäische Zentralbank könne ihre Notfall-Anleihenkäufe daher erst dann zurückfahren, wenn die Erholung einsetze und die Wirtschaft keine lebenserhaltenden Maßnahmen mehr benötige, sagte das EZB-Ratsmitglied am Freitag. "Die Wende wäre dann, wenn wir klar erkennen, dass das Wachstum wieder auf der Spur ist und die Wirtschaft wieder selbstständig atmen kann", sagte er. Es sei schwer vorstellbar, dass dies vor dem Herbst der Fall sein werde.
Die EZB beschloss am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung, mit mehr Tempo bei ihren Krisen-Anleihenkäufen dem jüngsten Anstieg der Renditen von Euro-Staatsanleihen entgegenzutreten. EZB-Präsidentin Christine Lagarde kündigte an, dass die Bondskäufe im Rahmen des Notfall-Programms PEPP im zweiten Quartal deutlich umfangreicher ausfallen werden als in den ersten Monaten des Jahres. Die Staatsanleihen-Renditen waren zuletzt deutlich nach oben geklettert. Dies hatte Befürchungen ausgelöst, die Kreditkosten für die Wirtschaft könnten mitten in der Pandemie steigen. Denn für Banken sind Staatsanleiherenditen eine wichtige Orientierungsgrößte für die Festlegung von Kreditbedingungen. Für Vasiliauskas war es die letzte EZB-Zinssitzung. Seine Amtszeit läuft Anfang April aus.
Vasiliauskas Ratskollege, Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau, betonte die Flexibilität bei den Anleihenkäufen. "Wenn wir weniger kaufen können, werden wir weniger kaufen", sagte er in einem Interview des Internetportals boursorama.com. "Wenn wir mehr kaufen müssen, dann werden wir mehr kaufen." Die Währungshüter würden auf allen Ebenen flexibel sein.