Frankfurt, 30. Mrz (Reuters) - Die EZB sollte aus Sicht des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot erwägen, bei ihren Firmenanleihekäufen künftig "grüne" Anleihen stärker zu berücksichtigen. "Das ist etwas, was wir absolut überlegen sollten", sagte Knot am Dienstag auf einer virtuellen Konferenz der Financial Times. Es gebe in der Europäischen Zentralbank (EZB) derzeit eine Diskussion darüber, ob die bei den Käufen zurzeit verwendete Definition der Marktneutralität nicht Industrien stark bevorzuge, die intensiv fossile Brennstoffe nutzten.
Die Käufe nach dem Prinzip der Marktneutralität auszurichten bedeutet, dass die Währungshüter keine bestimmte Gruppe von Wertpapieren gegenüber einer anderen favorisieren sondern schlicht den Markt abbilden. Kritiker wenden allerdings ein, Klimarisiken würden dort keineswegs angemessen widergespiegelt, da klimaschädliche Firmen am Anleihemarkt noch stark überrepräsentiert seien. EZB überprüft zurzeit ihre geldpolitische Strategie. Dabei ist der Klimawandel ein wichtiges Thema. Wie und in welchem Ausmaß dieser in der Geldpolitik berücksichtigt werden soll, ist allerdings unter den Euro-Wächtern umstritten. Die Notenbank ist schon seit Jahren mit Vorhaltungen konfrontiert, sie bevorzuge bei ihren umfangreichen Käufen von Firmenanleihen klimaschädliche Unternehmen. Im Rahmen ihrer großen Anleihen-Kaufprogramme hat sie seit 2015 bereits Firmenanleihen im Volumen von deutlich mehr als 280 Milliarden Euro erworben.
Knot würde es bevorzugen, wenn die EZB nicht selbst bessere Richtwerte entwickelt, um die Anleihenkäufe "grüner" auszurichten. Er würde es lieber sehen, wenn diese außerhalb der Notenbanken-Welt geschaffen würden, so dass die EZB diese dann nutzen könne bei ihren Wertpapierkäufen. Klimarisiken müssten zudem in der Finanzwirtschaft insgesamt stärker beachtet werden. "Wir möchten auch, dass die Ratingagenturen dies in ihren Methodologien berücksichtigen", sagte Knot.