Frankfurt, 12. Nov (Reuters) - Die EZB hat laut ihrem Vize-Präsidenten Luis de Guindos ihr Pulver auch nach der jüngsten geldpolitischen Lockerung noch nicht verschossen. "Wir haben ganz sicher noch nicht unsere Grenzen erreicht", sagte der Stellvertreter von Notenbank-Chefin Christine Lagarde der "Börsen-Zeitung" (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht. "Wir können weiter handeln und wir werden weiter handeln, falls das nötig werden sollte." Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im September ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Stützung der Konjunktur auf den Weg gebracht. Es umfasste eine Zinssenkung, die Neuauflage ihrer Anleihenkäufe sowie Erleichterungen für Banken. Insbesondere die Wiederaufnahme der Anleihenzukäufe war intern umstritten. dem EZB-Vize wird die Notenbank künftig die möglichen schädlichen Folgen ihrer Geldpolitik noch mehr im Auge behalten. "Wir sind uns der Nebeneffekte unserer Geldpolitik sehr bewusst und wir werden die Nebeneffekte in der Zukunft noch stärker ins Visier nehmen und ihnen noch mehr Aufmerksamkeit schenken." Die EZB hält ihren Leitzins bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von null Prozent. Dazu kommen Strafzinsen für Banken, wenn diese überschüssige Gelder bei der EZB parken. Zusätzliche Liquidität pumpt sie durch ihre Anleihenkäufe in den Markt. Kritiker warnen seit längerem, dass durch die lange Zeit der offenen Geldschleusen die Risiken für die Finanzstabilität zunehmen und die Gefahr von Blasen an den Börsen steigt.
De Guindos sieht derzeit das größte Risiko darin, "dass das Wachstum über Jahre sehr niedrig und weit unterhalb der Potenzialrate bleibt". Zugleich erwartet der Spanier aber, dass sich die Konjunktur langsam wieder fängt. "Im dritten und vierten Quartal sehen wir nun eine Stabilisierung", sagte er.