* Finanzinstitut kündigt Rückzahlung von Staatshilfen an
* Auftragseingänge der deutschen Industrie schieben Dax an
* ThyssenKrupp nach Hochstufung gefragt
(neu: Analyst, Hugo Boss, TUI Travel, Thomas Cook)
Frankfurt, 06. Apr (Reuters) - Mit der geplanten Rückzahlung
eines Großteils ihrer Staatshilfen hat die Commerzbank
am Mittwoch für Wirbel am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Die
Papiere gehörten mit einem Plus von vier Prozent auf 5,83 Euro
zu den größten Dax<.GDAXI>-Gewinnern, nachdem sie zunächst im
Minus gestartet waren. "Wenn die Commerzbank sich aus
Staatshilfen herauskaufen kann, wird das durchaus als
Befreiungsschlag gesehen", sagte ein Händler. Der Dax selbst
notierte 0,8 Prozent höher bei 7230 Punkten und wurde dabei
gestützt von guten Auftragsdaten der deutschen Industrie. Im
Februar sammelten die Unternehmen viermal so viele Aufträge ein
wie erwartet. "Die Auftragsdaten untermauern unsere
Einschätzung, dass das deutsche BIP-Wachstum in diesem Jahr mit
2,8 Prozent erneut überdurchschnittlich stark ausfallen wird",
schrieb Postbank-Analyst Thilo Heidrich.
Die Hälfte des gesamten Geschäfts der ersten Börsenliga
konzentrierte sich bis zum Nachmittag auf die Commerzbank. Das
von der Finanzkrise gebeutelte Institut will innerhalb von drei
Monaten rund 14,3 Milliarden der 16,2 Milliarden Euro an Stillen
Einlagen tilgen und dafür auch mehrere Milliarden Euro an
frischem Kapital aufnehmen. Der Rest der Staatshilfen soll bis
spätestens 2014 abgelöst werden. Der Anteil der Investoren, die
auf fallende Kurse bei der Commerzbank gesetzt und die Aktie
leer verkauft hätten, sei relativ groß, sagte ein Börsianer. Sie
müssten sich nun wieder mit den Papieren eindecken, bevor die
Titel abzüglich der Bezugsrechte für die Kapitalerhöhung
gehandelt würden. Bei "Leerverkäufen" leihen sich Anleger eine
bestimmte Aktie und verkaufen sie dann, weil sie hoffen, dass
sie das Papier später wieder billiger kaufen und an den
Verleiher zurückgeben können. Letztere haben bei der Commerzbank
allerdings ein Interesse daran, die verliehenen Aktien bald
zurückzuerhalten, um das Bezugsrecht auch ausüben zu können.
Begehrt waren im Dax auch die Titel von
ThyssenKrupp, die nach einer Hochstufung durch die
Analysten der HSBC mit 30,12 Euro 2,5 Prozent höher notierten.
Die Aktie habe sich zuletzt eher unterdurchschnittlich
entwickelt und Aufholpotenzial, hieß es in der Kurzstudie. Die
Analysten setzten die Papiere auf "Overweight" von "Neutral".
Deutsche Bank fielen wegen Spekulationen über eine
bevorstehende Kapitalerhöhung zeitweise um bis zu drei Prozent,
erholten sich dann aber und notierten am Nachmittag knapp im
Plus. "Einige haben wohl die Ankündigung für die
Hauptversammlung in den falschen Hals bekommen", sagte ein
Händler. Aus der am Dienstag veröffentlichten Tagesordnung ging
hervor, dass sich die Bank erneut - wie üblich - das Recht
einräumen lassen will, ihr Grundkapital um maximal die Hälfte
erhöhen zu können. Einschließlich des bedingten Kapitals
entspräche dies bei den aktuellen Börsenkursen einem Volumen von
bis zu 18 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatte die
Deutsche Bank die Rekordsumme von zehn Milliarden Euro am
Kapitalmarkt eingesammelt, vor allem um die Übernahme der
Postbank finanzieren zu können.
KAUFEMPFEHLUNG MACHT HUGO BOSS ATTRAKTIV
Ein Rekordhoch erreichten die Aktien von Hugo
Boss mit einem Plus von 4,1 Prozent auf 63 Euro. Eine
Kaufempfehlung der Deutschen Bank machte die im
MDax<.MDAXI> gelisteten Papiere den Anlegern schmackhaft. Die
Ziele für 2011 seien hoch gesteckt, aber angesichts der jüngsten
Wachstumsraten gut zu erreichen, urteilten die Analysten.
Eine Hochstufung sorgte auch an der Londoner Börse für
Bewegung. Die Aktien der beiden britischen Touristik-Konzerne
Thomas Cook und TUI Travel markierten mit 178,7
beziehungsweise 237,2 Pence jeweils ein Vier-Wochen-Hoch. Die
Citigroup setzte Thomas Cook auf "Buy" von "Hold" und TUI Travel
auf "Hold" von "Sell". "Beide Aktien haben in den vergangenen
beiden Monaten wegen der Unruhen in Tunesien und Ägypten, der
Furcht vor einer nachlassenden Konsumlaune und wegen des hohen
Ölpreises deutlich verloren", schrieben die Analysten in einer
Studie. Auf dem aktuellen Niveau seien die Papiere wieder
attraktiv. Die Papiere des TUI-Travel-Großaktionärs
TUI notierten nach den kräftigen Vortagesgewinnen
nahezu unverändert bei 8,81 Euro.
(Reporter: Daniela Pegna, Hakan Ersen, Kirsti Knolle,
Philipp Halstrick; redigiert von Kerstin Leitel)