* Chemieriese BASF legt überraschend erste Zahlen vor
* Erfolg eines Konkurrenten macht Bayer zu schaffen
* Hoffnungsschimmer bei HeidelDruck treibt Kurs höher
(neu: BoE, Morgan Stanley, Wells Fargo, Infineon)
Frankfurt, 20. Okt (Reuters) - Die Hoffnung, dass neben der
Federal Reserve in den USA auch andere Notenbanken ihre
Geldschleusen öffnen, hat den deutschen Aktienmarkt am Mittwoch
gestützt. Der Dax<.GDAXI> stieg am Nachmittag um 0,2 Prozent auf
6501 Zähler. Zunächst hatte er knapp im Minus gelegen, da einige
Investoren noch die Zinserhöhung der chinesischen Notenbank vom
Vortag verdauen mussten. Unterstützung erhielt der Dax vor allem
von den Index-Schwergewichten Daimler, BASF, Deutsche Bank und
Siemens, deren Aktien jeweils zwischen 1,5 und 0,8
Prozent höher notierten.
Händlern zufolge besserte sich die Stimmung, nachdem die
britische Notenbank BoE die Protokolle ihrer jüngsten
Zinssitzung veröffentlicht hatte. Das einflussreiche
BoE-Mitglied Adam Posen sprach sich dafür aus, das Kaufprogramm
von Staatsanleihen wiederzubeleben und für weitere 50 Milliarden
Pfund Bonds zu erwerben. "Es ist durchaus wahrscheinlich, dass
neben der Fed auch andere Notenbanken - mit Ausnahme der
Europäischen Zentralbank - den Markt mit frischem Geld versorgen
werden", sagte ein Händler. Im Fokus stehe weiter die
Entwicklung der US-Wirtschaft, erklärte ein anderer Börsianer.
Aufschluss über deren Lage gebe es nach Handelsschluss in Europa
mit dem Monatsbericht der US-Notenbank Fed - dem sogenannten
Beige Book.
Wenig Reaktion am deutschen Markt riefen die
Quartalsergebnisse der US-Banken Morgan Stanley und Wells
Fargo hervor. Morgan Stanley rutschte im dritten Quartal
in die roten Zahlen, Wells Fargo lag mit einem Gewinn von 60
US-Cent pro Aktie leicht über den Erwartungen der Analysten.
Beide Aktien gaben im vorbörslichen Handel in New York rund ein
Prozent nach. In Frankfurt gewannen die Titel der Deutschen
Bank 0,6 Prozent, die Papiere der Commerzbank
gaben dagegen 1,4 Prozent nach.
Im Dax standen mit gegensätzlichen Vorzeichen die Titel von
BASF und Bayer im Fokus. Der Chemieriese
BASF hatte die Anleger mit ersten Eckpunkten aus der
Quartalsbilanz überrascht. "Das waren ausgezeichnete Zahlen, sie
lagen über den Schätzungen", erklärte Aktienstratege Heino
Ruland von Ruland Research. "Da liegt noch mindestens ein sehr
gutes Quartal vor uns", erklärte DZ-Bank-Analyst Peter Spengler.
Die Analysten der NordLB erhöhten ihr Kursziel um drei auf 56
Euro. Die BASF-Aktien stiegen um 1,3 Prozent auf 51,29 Euro.
Bayer litten dagegen unter dem Erfolg von Boehringer
Ingelheim bei der Zulassung des neuen Thrombose-Mittels Pradaxa
in den USA. Mit Pradaxa, das zur Vorbeugung von Schlaganfällen
dient, hat Boehringer Ingelheim den Konkurrenten - neben Bayer
sind das Johnson & Johnson, Bristol-MyersSqubb und
Pfizer - in dem Zehn-Milliarden-Dollar-Markt den Rang
abgelaufen. Bayer will Mitte November auf dem Fachkongress neue
Studiendaten seines Thrombosehemmers Xarelto vorstellen. Bayer
fielen um 1,7 Prozent auf 53,98 Euro und hielten damit die rote
Laterne im Dax.
Zu den größten Gewinnern im Leitindex zählten die Aktien von
Daimler, die 1,6 Prozent zulegten. Autowerte sind in
diesem Jahr die großen Favoriten. "Ich betrachte die Kurse immer
noch als günstiges Einstiegsniveau", erklärte ein Börsianer das
Kursplus. Volle Auftragsbücher in der Autobranche verschafften
Händlern zufolge auch Infineon-Papieren Auftrieb, die
mit einem Plus von 1,7 Prozent an der Spitze des Dax lagen.
Zudem werde am Markt erneut darüber spekuliert, dass Aktionäre
nach dem Verkauf der Handychip-Sparte mit einer Extra-Dividende
rechnen können.
Im MDax<.MDAXI> ragten die Aktien von Heidelberger
Druck mit einem Plus von 8,5 Prozent auf 3,47 Euro
heraus. Der Weltmarktführer für Druckmaschinen hatte am
Dienstagabend für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2010/11
einen Betriebsverlust im einstelligen Millionenbereich
angekündigt. Im Vorquartal hatte der Verlust noch 35 Millionen
Euro betragen und vor Jahresfrist sogar 65 Millionen Euro. "Das
ist zwar nicht ganz so toll, aber wenigstens auch kein
Desaster", erklärte ein Händler. Die Analysten der Commerzbank
stufte die Aktien hoch auf "Buy" von Hold".
(Reporter: Tom Körkemeier und Andrea Lentz; redigiert von
Martin Zwiebelberg)