* TI will Rivalen National schlucken - Infineon legen zu
* Moody's senkt Bonitätsnote für Portugal
* Teures Öl belastet Aktien von Fluggesellschaften
(neu: China, Siemens, Commerzbank, Lufthansa, Software AG)
Frankfurt, 05. Apr (Reuters) - In Reaktion auf teures Öl und
eine wachsende Skepsis gegenüber den portugiesischen
Staatsfinanzen hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag eine
Atempause eingelegt. Der Dax<.GDAXI> notierte am Mittag bei
niedrigen Umsätzen 0,5 Prozent tiefer bei 7135 Punkten.
Damit hat er von seinem am 15. März wegen der
Atomkatastrophe in Japan markierten Jahrestief von 6483 Punkten
bereits wieder zehn Prozent aufgeholt. "Grundsätzlich herrscht
die Stimmung, dass es mit dem Markt weiter nach oben geht",
sagte ein Börsianer. "Vor dem Hintergrund des Ölpreisanstiegs
und der erneuten Herabstufung Portugals schauen viele Anleger
aber von der Seitenlinie zu. Selbst die Hedgefonds mischen kaum
mit." Für Gesprächsstoff sorgte eine Megafusion in der
Chipbranche, von der unter anderem die Aktien des deutschen
Halbleiterkonzerns Infineon profitierten.
Nordseeöl der Sorte Brent kostete weiter mehr als 120
Dollar pro Fass. Die Sorge sei, dass dies zu höheren Zinsen
beitrage, sagte Investmentstratege Bernard McAlinden von NCB
Stockbrokers. Am Donnerstag entscheidet die Europäische
Zentralbank über die Leitzinsen. Am Markt wird die erste
Zinsanhebung seit Sommer 2008 erwartet, was Börsianern zufolge
allerdings schon in den Kursen enthalten ist. Die erneute
Straffung der Geldpolitik in China blieb an den Aktienmärkten
ohne Widerhall. Sie war nach Einschätzung von
Societe-Generale-Analyst Yao Wei erwartet worden.
Das teure Öl belastete insbesondere die Aktien von
Fluggesellschaften, für die Kerosin ein wichtiger Kostenfaktor
ist. Lufthansa-Aktien waren mit einem Minus von 2,2
Prozent Dax-Schlusslicht. In Paris notierten die Titel des
Rivalen Air France-KLM 1,7 Prozent tiefer.
Moody's senkte die Bonitätsnote für Portugal auf Baa1 und
verpasste dem südeuropäischen Staat damit als dritte
Ratingagentur nach Standard & Poor's und Fitch eine schlechtere
Bewertung. Zudem drängen die Banken Portugals einem
Zeitungsbericht zufolge die Regierung des Landes dazu, um
internationale Finanzhilfen zu bitten. Die Rendite für
zehnjährigen portugiesische Staatsanleihen stieg
laut Tradeweb auf 9,033 Prozent und damit den höchsten Stand
seit der Euro-Einführung. Am Lissaboner Aktienmarkt verlor der
Leitindex PSI20<.PSI20> 0,9 Prozent.
TEXAS INSTRUMENTS LEGT 6,5 MILLIARDEN DOLLAR AUF DEN TISCH
Der milliardenschwere Zukauf in der US-Chipbranche heizte
Händlern zufolge die Übernahmefantasie im Sektor an. Texas
Instruments (TI) will für 6,5 Milliarden Dollar den
Rivalen National Semiconductor kaufen. Dessen Aktien
schossen auf dem Frankfurter Parkett vor
US-Börseneröffnung um 72 Prozent in die Höhe. Zu den größten
Dax-Gewinnern gehörten Infineon-Aktien mit einem Plus
von 2,7 Prozent. Die Aktien von STMicroelectronics
führten mit einem Plus von 2,1 Prozent den Pariser CAC40<.FCHI>
an. Größter Gewinner im deutschen Technologie-Index<.TECDAX>
waren die Aktien des Chipentwicklers Dialog
Semiconductor mit einem Aufschlag von drei Prozent. Die
in keinem großen Index notierten Aktien des für die
Autoindustrie arbeitenden Chipherstellers Elmos
gewannen 2,8 Prozent.
Bei den Techwerten ebenfalls gefragt waren die Aktien von
Software AG, die sich um 2,9 Prozent verteuerten. Das
Unternehmen wolle seine Zusammenarbeit mit SAP
ausweiten, sagte Konzernchef Karl-Heinz Streibich Reuters.
Den Dax führten die Aktien der Commerzbank mit
einem Plus von 3,7 Prozent an, was Händler mit charttechnischen
Signalen und Eindeckungskäufen begründeten.
Siemens-Aktien gaben 1,7 Prozent nach. Das Wachstum
werde sich im zweiten Halbjahr beruhigen, sagte der Finanzchef
des Elektro-Konzerns, Joe Kaeser.
Größter Gewinner im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI> waren die
TUI-Aktien mit einem Plus von fünf Prozent. Kreisen
zufolge verhandelt der Tourismuskonzern mit einem Ankerinvestor
über einen Einstieg bei der Reederei Hapag-Lloyd[HPLG.UL], bei
der TUI noch Großaktionär ist.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Kirsti Knolle)