* US-Notenbank setzt Staatsanleihenkäufe fort
* Allianz setzt sich an Dax-Spitze
* Lufthansa im Schlepptau von Air Berlin tiefer
(neu: Henkel, US-Börsen)
Frankfurt, 27. Jan (Reuters) - Mit ihrer lockeren
Geldpolitik hat die Fed dem Dax<.GDAXI> am Donnerstag zu einem
neuem Jahreshoch verholfen. Der Leitindex schloss 0,4 Prozent
höher bei 7155 Punkten - zeitweilig hatte er mit 7180,15 Zählern
den höchsten Stand seit Mai 2008 erreicht. Der
EuroStoxx50<.STOXX50E> gewann 0,7 Prozent. Die US-Zentralbanker
um Fed-Gouverneur Ben Bernanke hatten am Mittwoch erklärt, der
US-Wirtschaft mit den im Herbst begonnenen Staatsanleihenkäufe
weiter unter die Arme zu greifen. "Das beruhigt die Anleger",
sagte ein Händler. Sorgenkind bleibt vor allem der
US-Arbeitsmarkt, wie auch die gestiegene Zahl der Erstanträge
auf Arbeitslosenhilfe am Donnerstag zeigte. "Um den Arbeitsmarkt
stabil zu halten, müsste historisch betrachtet die Zahl der
Erstanträge auf 300.000 oder weniger fallen", sagte
HSBC-Volkswirt Thomas Amend. Davon sei man aber noch ein gutes
Stück entfernt. In der vergangenen Woche lag die Zahl der
Erstanträge bei 454.000. Die US-Börsen notierten zu
Handelsschluss in Europa nahezu unverändert.
Auftrieb erhielt der Dax auch von Aussagen des
EZB-Direktoriumsmitglieds Lorenzo Bini Smaghi, der mögliche
Aktionen der EZB, die den Spardruck von den Regierungen nähmen,
als kontraproduktiv bezeichnete. Ein Händler sagte dazu, es sei
ein positives Zeichen, dass an der Lösung der Euro-Schuldenkrise
weiter gearbeitet werde.
Am deutschen Aktienmarkt ließen die Papiere der
Allianz die Konkurrenz hinter sich. Die Aktien des
Versicherers kletterten im Dax um bis zu 4,6 Prozent auf 101,60
Euro und waren damit so teuer wie seit den Turbulenzen kurz nach
der Lehman-Pleite im Herbst 2008 nicht mehr. Börsianer machten
charttechnische Gründe für die aktuelle Hausse verantwortlich.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen in den vergangenen Tagen
übersprangen die Titel die psychologisch wichtige Marke von 100
Euro. Dies löste zusätzliche Käufe aus.
Unter Druck standen dagegen die Papiere der Deutschen
Lufthansa nach den mit Enttäuschung aufgenommenen
Zahlen von Air Berlin. Die zweitgrößte deutsche
Fluglinie hatte ihre Jahresziele wegen der Wetterkapriolen um
Weihnachten deutlich verfehlt. "Lufthansa war ja von dem
Wetterchaos auch nicht verschont, und da fragt man sich schon,
inwieweit deren Ergebnis beeinträchtigt sein wird", sagte ein
Börsianer. Die Aktien des Konzerns rutschen im Dax 2,2 Prozent
ab, die im SDax<.SDAXI> gelisteten Papiere von Air Berlin sogar
um 4,3 Prozent.
Ebenfalls Federn lassen mussten die Aktien des
Konsumgüterherstellers Henkel, die 1,6 Prozent
verloren. Beim US-Rivalen Procter & Gamble schmälerte der
Trend zu billigeren Produkten Gewinn und Umsatz. In New York
notierten die Titel 2,9 Prozent schwächer.
AUSSTIEG VON GROßAKTIONÄR DRÜCKT DEUTSCHE WOHNEN
In der zweiten Börsenliga zogen die Aktien von Deutsche
Wohnen die Aufmerksamkeit auf sich: Der überraschende
Ausstieg des Großaktionärs Oaktree drückte die Aktien des
Immobilienkonzerns 3,9 Prozent ins Minus. Oaktree platzierte
seine verbleibenden Anteile von 11,35 Prozent am Markt. Seit
November haben die Deutsche-Wohnen-Papiere rund 18 Prozent an
Wert gewonnen. Oaktree sehe nun offenbar einen guten Zeitpunkt
zum Ausstieg, urteilten die Analysten von Silvia Quandt
Research.
Auf europäischer Ebene ließen die Anleger H&M links
liegen, nachdem die erfolgsverwöhnte schwedische Modekette im
vierten Quartal einen Rückgang des Vorsteuerergebnisses
bekanntgegeben hatte. Der Konzern hat vor allem die stark
gestiegenen Rohstoffpreise zu spüren bekommen. Die Aktien waren
im Stoxx50<.STOXX50> mit einem Abschlag von 7,3 Prozent der
größte Verlierer.
Unzufrieden waren die Anleger auch mit Nokia,
deren Aktien zeitweise knapp neun Prozent tiefer lagen und mit
einem Abschlag von 0,8 Prozent aus dem Handel gingen. Nokias
vorsichtiger Ausblick auf das laufende Quartal habe enttäuscht,
schrieb DZ-Bank-Analyst Oliver Finger. "Der Konzern muss nun
schnell mit einer überzeugenden Strategie und neuen Produkten
beweisen, dass er den Anschluss an Konkurrenten noch nicht
verloren hat." Die Finnen warnten vor einem schwachen Start ins
neue Jahr, nachdem der Gewinn im Weihnachtsgeschäft bereits das
dritte Mal in Folge eingebrochen war.
(Reporter: Daniela Pegna und Tom Körkemeier, redigiert von
Olaf Brenner)