* Glencore und LinkedIn positiv gesehen
* Griechenland-Diskussion schwelt aber weiter
* Auch US-Daten drücken Stimmung
(neu: Schlusskurse, US-Börsen, mehr zu LinkedIn, Glencore)
Frankfurt, 19. Mai (Reuters) - Anleger haben sich am
Donnerstag von der Aussicht auf einträgliche Börsengänge an den
Aktienmarkt locken lassen. Der Dax<.GDXI> schloss 0,8 Prozent
höher bei 7358 Punkten, musste einen Teil seiner Gewinne aber
nach schlechter als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten
wieder abgeben. "Geld ist jede Menge da, es muss einfach
angelegt werden", sagte ein Händler. "Negative Nachrichten
werden meist ausgeblendet. Vieles - wie zum Beispiele ein
möglicher Zahlungsaufschub für Griechenland - ist schon in den
Preisen berücksichtigt." Eine Fondsmanagerin in London
bezeichnete das Marktverhalten angesichts der Zerrissenheit
zwischen drohenden Konjunkturrisiken und guten Unternehmensdaten
als "weiterhin schizophren".
Gebremst wurde die Aufwärtsbewegung an den europäischen
Aktienmärkten am Nachmittag von US-Immobiliendaten und einem
Abrutschen des Konjunkturindex der Notenbank von Philadelphia.
Im April wurden in den USA mit 5,05 Millionen weniger Eigenheime
verkauft als angenommen. Zudem deute der erneute Absturz des
Philly-Fed-Index auf eine konjunkturelle Verlangsamung hin,
kommentierte Helaba-Analystin Viola Stork. Die
US-Börsen<.DJI><.SPX><.IXIC> notierten zum Handelsschluss in
Europa etwas schwächer, die Gewinne im Euro-Stoxx50<.STOXX50E>
schmolzen auf 0,7 Prozent ab.
Der Auftakt zu dem für 24. Mai in London geplanten
Börsengang des weltgrößten Rohstoffhändlers Glencore
stützte Händlern zufolge aber die Stimmung. Glencore wurden am
Grauen Markt in London mit bis zu 540 Pence gehandelt, nachdem
der am Donnerstag veröffentlichte Zuteilungspreis 530 Pence
betragen hatte. In New York schossen die Titel des sozialen
Netzwerks LinkedIn an ihrem ersten Handelstag um 80
Prozent gegenüber dem Ausgabepreis von 45 Dollar nach oben.
"Börsengänge sind generell immer ein positives Zeichen, weil sie
die robuste Verfassung des Kapitalmarktes widerspiegeln", sagte
ein Händler in Frankfurt.
ANALYSTENKOMMENTAR MACHT MERCK ZU SCHAFFEN
Im Dax<.GDAXI> führte die Commerzbank mit einem
Plus von 3,1 Prozent auf 3,92 Euro die Gewinnerliste an. Händler
sprachen von einer Erholung, nachdem die Titel seit Anfang Mai
fast zwölf Prozent an Wert verloren haben. Die anstehende
Kapitalerhöhung schwebe noch immer wie ein Damoklesschwert über
den Titeln, sagte ein Börsianer. Nach Angaben von vier mit der
Sache vertrauten Personen wird das Geldhaus seine neuen Papiere
in der kommenden Woche mit Abschlägen von 45 Prozent zu ihrem
aktuellen Kurs ausgeben.
Siemens stiegen um 2,3 Prozent, nachdem Finanzchef
Joe Kaeser in einem Interview erklärt hatte, das Unternehmen sei
für größere Übernahmen gewappnet.
Demag Cranes konnten dagegen vom Übernahmeangebot
des US-Konkurrenten Terex nicht mehr profitieren: Hier
wird schon seit Oktober vorigen Jahres über ein Ende der
Unabhängigkeit des Kranherstellers spekuliert, was die Aktien
schon kräftig angeschoben hat. Mit 46,10 Euro - einem Tagesminus
von 1,1 Prozent - lagen die Titel am Donnerstag weiterhin
deutlich über der Offerte der Amerikaner von 41,75 Euro je
Aktie.
Mit den erwarteten Verkäufen reagierten die Anleger
allerdings auf das niedrige Übernahmeangebot des Finanzinvestors
KKR für Versatel. Die Aktien des
Telekommunikations-Anbieters verbuchten ein Minus von 15 Prozent
auf 6,76 Euro, nachdem sie im späten Vortagesgeschäft bei extrem
hohen Umsätzen noch um rund 19 Prozent in die Höhe geschossen
waren. KKR bietet den Minderheitsaktionären von Versatel 6,70
Euro je Aktie. Um diesen Kurs ist die Aktie in den vergangenen
Monaten gependelt. Der Finanzinvestor hat sich schon die Anteile
der drei Groß-Aktionäre United Internet, Apax[APAX.UL]
und Cyrte gesichert und kontrolliert damit 97 Prozent der
Versatel-Anteile. Die KKR-Aktien notierten 0,6 Prozent fester.
(Reporter: Tom Körkemeier; redigiert von Olaf Brenner)