Mein deutscher Broker bietet mir seit Neuestem die Möglichkeit, Fractional Shares zu kaufen. Zeit also, um dieses in den USA schon länger verbreitete Konzept genauer unter die Lupe zu nehmen.
Was sind Fractional Shares? Fractional Shares heißt auf Deutsch so viel wie „Bruchteil-Aktien“. Während man klassischerweise bei Einmalkäufen immer volle Stücke Aktien kauft, erlaubt der Handel mit Fractional Shares, Bruchteile von ganzen Aktien zu erwerben.
Ganz konkret funktioniert das so: Anstatt zum Beispiel eine Aktie von LVHM für ungefähr 600 Euro zu kaufen (Stand: 11.10.22), kann ich bei meinem Broker alternativ einen freien Betrag festlegen, den ich per Einmalkauf in die LVMH-Aktie investieren möchte. Für 60 Euro bekomme ich in diesem Fall ungefähr 0,1 Aktien. Mit diesen 0,1 Aktien partizipiere ich genau wie mit ganzen Aktien an der Kursentwicklung und erhalte anteilige Dividenden.
Vorteile von Fractional Shares Anhand dieses kleinen Beispiels wird schon einer der größten Vorteile von Fractional Shares deutlich. Während ich klassischerweise 600 Euro benötigte, um mich per Einmalkauf an LVMH (EPA:LVMH) zu beteiligen, kann ich nun schon mit deutlich kleineren Beträge investieren. Ich habe zum Beispiel schon einmal mit einem Investment in Lindt-Aktien geliebäugelt. Unter anderem der hohe Preis von knapp 10.000 Euro für eine Aktie (für den „günstigeren“ Partizipationsschein) hielt mich jedoch davon ab. Diese Hürde entfällt nun.
Ein weiterer Vorteil ist, dass ich mittels Fractional Shares als Anleger auch mit kleineren Beträgen gestreut investieren kann. Selbst mit 50 Euro könnte ich theoretisch Anteile an zehn unterschiedlichen Unternehmen zu je 5 Euro erwerben. Hier sollte man jedoch mögliche Transaktionskosten im Auge behalten. Wenn man zum Beispiel pro Trade 1 Euro Gebühren zahlt, sollte das Investment pro Aktie deutlich größer als nur 5 Euro sein.
Was ist sonst noch zu beachten? Wie bereits angedeutet, ändert sich bei Bruchstücken im Vergleich zu vollen Stücken Aktien für den Anleger nicht viel. Als Investor erhält man ebenfalls eine Dividende für seine anteiligen Aktien. Die Bruchstücke können ebenfalls ganz normal verkauft werden, so wie sie auch gekauft werden. All dies gilt genauso auch für ETFs.
Drei potenzielle Nachteile fallen mir aber doch ein. Bei einem Depotübertrag zu einem Broker, der keine Fractional Shares anbietet, könnte es kompliziert werden. Stimmrechte, die man ja in der Regel als Anteilseigner an einem börsennotierten Unternehmen besitzt, könnten teilweise nicht ausgeübt werden. Und dann ist da noch mein „innerer Monk“, der ganze Aktien einfach schöner findet.
Mein Fazit Die Vorteile überwiegen meiner Einschätzung nach aber die möglichen Nachteile. Ich finde, dass Fractional Shares eine tolle Sache sind! Durch dieses Konzept verliert der Preis einer Aktie stark an Bedeutung. Man kann sich als Anleger so also noch mehr auf die Qualität der Unternehmen konzentrieren und sich auch mit geringen Mitteln ein Portfolio ganz nach seinen Wünschen zusammenstellen.
Der Artikel Fractional Shares sind neu in Deutschland! Lohnt sich das? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Hendrik Vanheiden besitzt Aktien von LVMH. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2022