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Gazprom-Aktie kaufen? 5 gute Gründe, die dagegensprechen

Veröffentlicht am 02.01.2020, 08:46
Aktualisiert 02.01.2020, 09:06
GHC
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GAZP
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Die Aktie des Erdgasriesen Gazprom (MCX:GAZP) (WKN: 903276) kannte 2019 nur eine Richtung – steil nach oben! So kostet eine Gazprom-Aktie heute knapp doppelt so viel wie noch vor zwölf Monaten (Stand: 27.12.2019, Kurse in Euro). Ich freue mich wirklich mit jedem einzelnen Gazprom-Aktionär, der von dieser starken Entwicklung profitieren konnte – doch ich selbst käme nie auf die Idee, auch nur einen einzigen Euro in diese Aktie zu stecken.

Grund 1: Die Gazprom-Aktie ist ein Rohstoffinvestment Auch wenn sich die Gazprom-Aktie in der jüngsten Vergangenheit scheinbar vom Öl- beziehungsweise Gaspreis abgekoppelt hat: Der Blick auf die fundamentalen Daten zeigt, dass der Gewinn von Gazprom weiterhin mit ebendiesen beiden Rohstoffpreisen korreliert.

Die Jahre 2015 und 2018 waren geprägt von steigenden beziehungsweise hohen Öl- und Gaspreisen. 2016 und 2017 hingegen waren die Preise sehr niedrig. Ein Blick auf den operativen Gewinn in diesen Jahren zeigt, wie sehr der unternehmerische Erfolg von Gazprom von diesen beiden Rohstoffpreisen abhängt.

2015 2016 2017 2018
Operativer Gewinn 1.199 785 854 2.038
Quelle: Yahoo Finance, in Mrd. RUB

Der langfristige Erfolg von Gazprom ist also massiv von der Entwicklung des Öl- und Gaspreises abhängig – und das ist auch okay und muss nicht generell schlecht sein. Eine Investition ist ein Unternehmen mit einer solchen Abhängigkeit in meinen Augen allerdings nicht – für mich ist das reine Spekulation.

Denn ich denke nicht, dass ein normaler Privatanleger auch nur den Hauch einer Chance hat, Rohstoffpreise vorherzusehen. Ich halte es wie Börsenlegende Benjamin Graham (NYSE:GHC):

Eine Investition ist eine Investition, die bei sorgfältiger Analyse Sicherheit des Kapitals und eine angemessene Rendite verspricht. Anlagen, die diese Anforderungen nicht erfüllen, sind Spekulationen.

Ich bin 100 % Investor und 0 % Spekulant – alleine aus diesem Grund kommt die Gazprom-Aktie aufgrund ihrer Rohstoffabhängigkeit für mich nicht infrage.

Grund 2: Bei der Gazprom-Aktie gibt der Staat den Ton an 50 % plus eine Aktie – das ist der Anteil des russischen Staats an Gazprom. Völlig klar also, wer hier den Ton angibt. Wir Privatanleger sollten uns daher fragen, ob die Interessen des russischen Staates die gleichen sind, die wir haben.

Wir wollen eine ordentliche Rendite auf unser eingesetztes Kapital – ob durch Dividende oder Kursgewinn ist letztlich zweitrangig. Hält der russische Staat seine Beteiligung an Gazprom, weil er Dividende kassieren will? Ganz sicher nicht – der Regierung dürfte es eher um ein Machtinstrument oder ein Vehikel zur Versorgungssicherheit der eigenen Bevölkerung gehen.

Steigende Kurse und Dividenden sind allenfalls sekundäre Begleiterscheinungen – Entscheidungen werden meiner Meinung nach auf Basis anderen Kriterien getroffen. Somit hat das entscheidende Organ bei Gazprom eine grundsätzlich andere Zielsetzung als wir Anleger.

Wie könnte dieses Unternehmen also eine gute Investition für langfristig orientierte Anleger darstellen, wenn die Entscheider im Unternehmen sich nicht 100 % dem langfristigen Unternehmenserfolg verschreiben?

Grund 3: Die Gazprom-Aktie ist ein Spielball der Politik Erschwerend zu Punkt 2 kommt Punkt 3 hinzu: Wir haben es hier mit keiner gewöhnlichen Regierung zu tun, sondern mit der russischen. Einmischung in den US-Wahlkampf, Krim-Krise und EU-Sanktionen – langweilig wurde es mit Russland in den letzten Jahren definitiv nicht.

Ich will damit nicht behaupten, dass Russland alleine für diese Konflikte verantwortlich war, solch eine Einschätzung maße ich mir sicher nicht an. Jedoch scheint klar: Russland ist bereit für Machtspielchen – und ein potenzieller Spielball dabei ist Gazprom, einer der größten Gasversorger für uns Europäer.

Das muss nicht zum Problem werden – kann es aber. Und damit wären wieder bei Punkt 1 – der Spekulation.

Grund 4: Brauchen wir die Produkte Gazprom in zehn Jahren noch? Gas und Öl – das sind die beiden Hauptprodukte von Gazprom. Von der Nachfrage nach diesen Gütern hängt der Gewinn von Gazprom ab – und damit auch der Aktienkurs. Die Frage lautet also: Wie wichtig wird Öl und Gas in zehn Jahren noch für uns sein? Hier einmal ein einfaches Beispiel, das zeigt, wie unsinnig fossile Energieträger in Zukunft sein könnten.

Für die effizientesten Solarparks berechnen die Forscher einen Preis von durchschnittlich 3,71 Cent bis 11,54 Cent pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Elektrizität aus konventionellen Kraftwerken kommt der Studie zufolge auf Herstellungskosten bis zu 21,94 Cent pro Kilowattstunde.

Quelle: Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), Stand: März 2018

Ja, ich weiß, die Speicherung von Strom aus regenerativen Quellen ist Stand heute schwierig und macht den Verzicht auf Gas- und Kohlekraftwerke heute nahezu unmöglich. Der Vergleich zeigt jedoch den massiven Anreiz zur Umstellung auf alternative Energiequellen – und ich rede hier nicht von Umweltschutz, sondern ausschließlich von wirtschaftlichen Interessen.

Auf Öl und Gas als Energieträger zu setzen scheint mir also ein durchaus riskantes Spiel zu sein. Genau das tut man aber, wenn man sich Gazprom ins Depot legt – für mich ein absolutes No-Go.

Grund 5: Die Gazprom-Aktie befindet sich weit außerhalb meines Circle of Competence Selbst wenn es die Punkte 1 bis 4 nicht gäbe – ich würde die Gazprom-Aktie trotzdem nicht kaufen. Warum? Rohstoffunternehmen sind ganz einfach weit außerhalb meines Circle of Competence – sehr weit außerhalb sogar. Ein Investment in diesen Bereich kommt für mich daher nicht infrage.

Diese Frage sollte sich jeder Gazprom-Investor stellen – denn in meinen Augen dürften nur die wenigsten wirklich verstehen, wie solche Märkte und ihre zugehörigen Unternehmen funktionieren. Ich tu’s jedenfalls nicht – weshalb die Gazprom-Aktie für mich nicht infrage kommt.

Mein Fazit zur Gazprom-Aktie Die Gazprom-Aktie vereint so ziemlich alle Aspekte, die ich bei einem Investment NICHT sehen will, in einem einzigen Unternehmen. Entsprechend steht für mich trotz des beeindruckenden Börsenjahres 2019 fest: Die Gazprom-Aktie hat in meinem Depot nichts zu suchen.

Thomas Brantl besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2020

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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