Investing.com - Die US-Börsen eilen von einem Rekord zum nächsten. Der Grund: die Federal Reserve, die mit ihrer unendlichen Zufuhr an billiger Liquidität echte Alternativen wie Anleihen unattraktiv erscheinen lässt.
Gefragt ist in diesem Börsenboom alles, seien es hochprofitable Tech-Unternehmen (NYSE:XLK) oder Kinoketten, die am Rande der Pleite standen, sich aber dank diverser Kapitalerhöhungen dann doch noch über Wasser halten konnten. Doch es waren vor allem die Mega-Cap-Aktien (NYSE:MGK), also die Amazons, Apples, Googles, Microsofts und Nvidias dieser Welt, die die Aktienindizes auf immer neue Rekordhöhen getrieben haben. Ein Analyst glaubt nun aber, dass gerade diese Überflieger ein ernstzunehmendes Signal für eine baldige Marktkorrektur geben.
Konkret handelt sich dabei um Michael Kramer, Analyst beim Vermögensberater Mott Capital Management und regelmäßiger Kolumnist für Investing.com.
Er beruft sich vor allem auf den RSI, einem Momentumindikator, der Tempo und Richtung eines Trends misst und Kursgewinne und Kurseinbußen vergleicht, um so überkaufte und überverkaufte Marktlagen zu identifizieren. Ein Wert über 70 stellt dabei einen Extrembereich auf der Oberseite dar, während ein Markt als überverkauft gilt, sobald eine Kursbewegung in der Extremzone unter 30 stattfindet.
Ein kurzer Blick zurück auf das Jahr 2018 genügt, um zu verstehen, warum Anleger gerade jetzt auf diesen Indikator achten sollten, so Kramer, der bereits am 29. Januar 2018 festgestellt hatte, dass hohe RSI-Werte für einige der Mega-Cap-Aktien ein Signal dafür waren, dass der Aktienmarkt vor einer größeren Marktkorrektur stand. "Danach wurde es bis zum 8. Februar richtig ungemütlich", sagte der Analyst.
Der Dow Jones sackte in diesem Zeitraum um mehr als 10 Prozent ab. Ähnlich tief ging es damals für den S&P 500 und den Nasdaq 100 nach unten.
Jetzt "zeichnet sich ein ähnliches Szenario ab", glaubt Kramer, denn "die größten Aktien erreichen alle sehr überkaufte Bereiche."
Aktien von Apple (NASDAQ:AAPL), Amazon (NASDAQ:AMZN), Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Nvidia (NASDAQ:NVDA) und Microsoft (NASDAQ:MSFT) weisen jeweils einen überkauften RSI auf, ebenso wie der ARK Innovation ETF (NYSE:ARKK) der US-Starinvestorin Cathie Wood und der volumenstarke QQQ-ETF (NASDAQ:QQQ), der die Wertentwicklung des Nasdaq 100 abbildet.
Apple wies zum Handelsschluss am Mittwoch einen RSI von über 80 auf, Microsoft kam auf über 76,1 bei gleichzeitigem Abschluss einer fünfwelligen Aufwärtsbewegung. Für Google, das sich gerade in einem steigenden Keil entwickelt, und Amazon lag der Momentum-Indikator bei 73 bzw. 70. Laut Kramer könnte Nvidia die Marktkorrektur anführen, schließlich war die Aktie auch eine der ersten, die nach oben ausgebrochen ist.
"Der RSI der Aktie hat nach dem Erreichen von 83 nun den seit dem 19. Mai etablierten Aufwärtstrend gebrochen. Inzwischen zeigt der RSI klar nach unten", sagte Kramer.
Aus technischer und fundamentaler Sicht könne die Aktie seiner Meinung nach daher "sehr leicht" auf 650 Dollar zurückfallen. Ausgehend vom aktuellen Nvidia-Kurs (756,96) entspräche dies einem Abschlagspotenzial von rund 14 Prozent.
Der RSI des Ark Innovation ETF erreichte zur Wochenmitte einen Wert von 76, während der QQQ über 75 stand. "Wenn der QQQ-RSI so hoch steht, ist es in der Regel nicht so gut um den Index bestellt, und der Januar 2018 war da keine Ausnahme", so Kramer.